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Pietro LorenzoCantoni

12.7.1708 Muggio, 29.1.1785 Genua, katholisch, von Muggio. In Genua tätiger Vertreter einer Baumeister- und Kunsthandwerkerfamilie (Maestranze).

Pietro Lorenzo Cantoni kam in Muggio als Kind des Marc'Antonio Cantoni, Baumeisters, und der Angela Caterina Calvi, Tochter des Simone Calvi aus Muggio, zur Welt. Pietro Cantoni war sein Grossvater. 1734 heiratete er in Muggio Anna Maria Gianazzi, die Tochter des Maurermeisters Giovanni Battista Gianazzi. Dank der Hochzeit zwischen ihm und Anna Maria sowie zwischen seinem Bruder Giovanni Battista Cantoni und der Schwester seiner Frau, Cristina Gianazzi, stärkten die Cantoni die Verbindungen zu einem weiteren Geschlecht aus dem Valle di Muggio. Anna Maria Cantoni gebar drei Kinder: 1736 Maria Antonia Cantoni, die später den mehrfachen Baustellenleiter ihres Vaters Giuseppe Fontana heiraten sollte, sowie 1739 Simone Cantoni in Muggio; das jüngste Kind Gaetano Cantoni kam 1745 in Genua zur Welt. Tatsächlich leitete Pietro Lorenzo ab 1739 grosse Bauvorhaben für die Familie Brignole Sale, was seine ständige Präsenz vor Ort erforderte und den Umzug der Familie in die ligurische Hauptstadt nach sich zog.

Ansicht der Wendeltreppe im Palazzo Brignole Sale (Palazzo della Dogana) in Novi Ligure (Fotografie Marta Casanova, Genua, 2021).
Ansicht der Wendeltreppe im Palazzo Brignole Sale (Palazzo della Dogana) in Novi Ligure (Fotografie Marta Casanova, Genua, 2021). […]

Pietro Lorenzo Cantoni folgte der Familientradition der Maestranze und zeichnete sich bald durch seine weithin anerkannten Fähigkeiten im Bauwesen aus. Diese hatte er sich bei den ihm anvertrauten Aufträgen im Dienst der Öffentlichkeit sowie für eine weltliche und geistliche Kundschaft erworben. Insbesondere die Markgrafen Brignole Sale hatten ihn wiederholt mit der Leitung von Unterhalts- und Erneuerungsarbeiten an den familieneigenen Stadtpalais, Sommerresidenzen und weiteren, an Dritte vermieteten Palazzi in Genua und Umgebung sowie mit Neubauten beauftragt. 1739 ging Pietro Lorenzo nach Novi Ligure, wo er am Bau des Palais an der Piazza Collegiata (1739-1742) unter der Leitung des Architekten Giovanni Antonio Ricca des Jüngeren mitarbeitete. Diesen hatte er als gut Zwanzigjähriger bei den durch die Werkstatt seines Onkels Francesco Maria Cantoni ausgeführten Arbeiten an der Kirche San Torpete kennengelernt. In Novi Ligure koordinierte Cantoni ab 1753 ausserdem die Arbeiten am Palazzo della Dogana im Stadtteil San Pietro. Gleichzeitig war er in Albaro mit dem 1742 erhaltenen Auftrag für bauliche Anpassungen an der Sommerresidenz der Brignole Sale beschäftigt. Bei diesen Arbeiten, die sich bis in die 1770er Jahre hinzogen, wurden viele Spezialisten aus seinem Heimattal beschäftigt, unter ihnen sein künftiger Schwiegersohn Giuseppe Fontana und die Meister Bulla, Barella, Cereghetti und Svanascini. Die 1744 begonnenen Modernisierungen des Palazzo Bianco und des Palazzo Rosso in Genua sollten hingegen erst 40 Jahre später mit den Stuckarbeiten seiner Cousins, der Söhne von Francesco Maria Cantoni, abgeschlossen werden. Bedeutend waren auch die Aufträge der Ordensgemeinschaften, insbesondere die Arbeiten 1765-1773 für das Kloster Sant'Andrea oder jene 1774-1788 in der Kirche Santa Marta. Letztere wurden wiederum in Zusammenarbeit mit Landsleuten wie den Maggi und den Piotti ausgeführt. Im Auftrag der Genueser «Padri del Comune», einer Art oberste Baubehörde, errichtete er die vom Ingenieur Jacques De Sicre 1747 entworfene Festung Santa Tecla sowie die Brücken über den Wildbach Polcevera und an der Hafenmole. Nach Jahrzehnten harter Arbeit starb Pietro Lorenzo Cantoni im Januar 1785 in Genua als letzter Baumeister der Cantoni aus Muggio. Die ihm zuteil gewordene Anerkennung ebnete seinen Nachfolgern den Weg, sich fortan als Architekten zu etablieren und das minder angesehene Handwerk hinter sich zu lassen.

Quellen und Literatur

  • Archivio di Stato del Cantone Ticino, Bellinzona, Cantoni-Fontana.
  • Archivio storico del Comune di Genova, Genua, Fondo Brignole Sale.
  • Forno, Ilaria: Pietro, Simone e Gaetano Cantoni. Imprenditori edili e architetti in Liguria tra metà Settecento e inizio Ottocento, Dissertation, Universität Turin, 1999.
  • De Negri, Emmina: «Intorno ai Cantoni. Capi d’opera e architetti a Genova a fine Settecento e la ricostruzione di Palazzo Ducale», in: Quaderni di storia dell’architettura, Bd. 3, 2000, S. 103-120.
  • Bianchi, Stefania: I cantieri dei Cantoni. Relazioni, opere, vicissitudini di una famiglia della Svizzera italiana in Liguria (secoli XVI-XVIII), 2013.
  • Barbieri, Daniela: Novi e i suoi palazzi. Sistemi insediativi dell'aristocrazia genovese tra Seicento e Settecento, 2021.
Weblinks
Kurzinformationen
Variante(n)
Pietro Lorenzo Cantone
Pietro Lorenzo Cantone Grigo
Pietro Lorenzo Cantoni Grigo
Familiäre Zugehörigkeit
Lebensdaten ∗︎ 12.7.1708 ✝︎ 29.1.1785

Zitiervorschlag

Stefania Bianchi: "Cantoni, Pietro Lorenzo", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 18.10.2022, übersetzt aus dem Italienischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/059609/2022-10-18/, konsultiert am 02.12.2024.