25.2.1648 Cabbio, 20.2.1700 Genua, katholisch, von Cabbio. In Genua tätiger Vertreter einer Kunsthandwerkerfamilie (Maestranze) aus dem Valle di Muggio.

Pietro Cantoni war der älteste Sohn des Bauhandwerkers Taddeo Cantoni und der Anna Baruzzi, Tochter des Stuckateurs Antonio Baruzzi aus Caneggio. Im Alter von zwölf Jahren ging er nach Genua, um das Bauhandwerk zu erlernen. 1677 heiratete er Maria Domenica Grigo, die Tochter von Marc'Antonio Grigo aus Muggio, einer angesehenen Architektenfamilie in Ligurien. Seine Söhne und Enkel sollten später den Doppelnamen Cantoni Grigo führen, um an deren Ruhm anzuknüpfen. Aus der Ehe mit Maria Domenica entsprangen vier Kinder, unter ihnen zwei Söhne: Marc'Antonio begründete den Familienzweig von Muggio, dem die berühmten Architektenbrüder Simone und Gaetano Cantoni angehörten; Taddeo blieb dem Zweig von Cabbio verbunden. Nach dem Tod von Maria Domenica 1692 heiratete Pietro Cantoni 1694 die 24-jährige Caterina Fontana, Tochter des ebenfalls im Baugewerbe tätigen Giovanni Battista Fontana, mit der er die beiden Söhne Giuseppe Maria und Francesco Maria Cantoni hatte. Sie folgte ihrem Mann nach der Hochzeit ohne zu zögern nach Genua, während Pietros erste Gattin Maria Domenica im Heimattal geblieben war. In beiden Fällen wählte Cantoni – anders als seine Brüder, die in ligurische Familien einheirateten – Ehefrauen aus dem Valle di Muggio und sicherte damit den Fortbestand der Cantoni im Tal.

Während seiner ersten Ehe 1677-1692 hielt sich Pietro Cantoni im Winter jeweils für kurze Zeit bei seiner Familie im Muggiotal auf; den Rest des Jahres verbrachte er auf den ligurischen Baustellen. Besonders nach der durch Ludwig XIV. angeordneten Bombardierung Genuas 1684 kam er zu immer gewichtigeren Aufträgen. Seine Arbeitgeber, die Serra, Rivarola, Pallavicini, Lomellini, Grimaldi, Raggio und Spinola, gehörten alle zu den obersten Adels- und Patrizierfamilien Genuas. Hatten sie ihn zunächst mit Ausbesserungen und Renovationen betraut, übertrugen sie ihm nun prestigeträchtigere Projekte. Für die verschiedenen Bauphasen arbeitete er mit seinen Brüdern Domenico und Antonio Cantoni sowie weiteren Verwandten und Landsleuten zusammen, beschäftigte aber auch Maestranze aus dem Gebiet der oberitalienischen Seen wie die Baumeister Paolo Delle Piane, Giacomo Lagomaggiore und Giacomo Viano sowie lokale Künstler. Sein Beziehungsnetz zu Geldgebern und Werkstätten lässt erkennen, dass Pietro Cantoni in den städtischen Eliten Genuas fest verankert und beruflich etabliert war. Den beachtlichen Gewinn, den er erwirtschaftete, investierte er in Liegenschaften sowohl in Genua wie in Cabbio; sein Elternhaus, das er 1685-1691 im Genueser Stil renovieren liess, ist seit 2003 Sitz des Heimatmuseums Valle di Muggio. 1686 erwarb er die Mühle der Familie Fontana und 1694 einen grossen Gutshof (masseria) in Morbio Inferiore. Diese Käufe lassen die Absicht Cantonis erkennen, in seine Heimat zurückzukehren und den Lebensabend im Tal zu verbringen. Tatsächlich war er aber bei seiner Hochzeit mit Caterina Fontana 1694 zum letzten Mal in Cabbio. Er starb 1700 gut fünfzigjährig in Genua.