27.8.1926 Zug, 20.12.2013 Zug, katholisch, von Zug. Reiseschriftstellerin, Malerin und Fotografin.

Helen Keiser, Tochter des Lehrers Albert Keiser und der Emma geborene Keiser, wuchs mit zwei Geschwistern in Zug auf. Schon in ihrer frühen Kindheit unternahm sie mit ihrem Vater Bergtouren und Flussfahrten. Nach der Primar- und Sekundarschule in Zug besuchte Keiser 1941-1942 die Kunstgewerbeschule in Zürich und war anschliessend als Grafikerin und Schaufensterdekorateurin in Zürich, Genf und St. Gallen tätig. Sie blieb unverheiratet und hatte keine Kinder.
Eine Studienreise mit der Ecole du Louvre in Paris in den östlichen Mittelmeerraum 1952 weckte Keisers Interesse für diese Region. Inspiriert von dem Buch Zu Land nach Indien des schwedischen Geografen und Autors Sven Hedin reiste sie 1954, im Alter von 28 Jahren, gemeinsam mit einer Freundin mit einfachen Verkehrsmitteln über den Libanon, Syrien, Irak, Iran, Pakistan, Afghanistan und Indien nach Sri Lanka. Das zwölf Monate dauernde Unterfangen beschrieb sie in ersten journalistischen Arbeiten, die unter anderem in der illustrierten Zeitschrift Die Woche erschienen.
In den folgenden rund 40 Jahren unternahm Keiser über 50 weitere Reisen in die Länder des Nahen und Mittleren Ostens – stets ohne Begleitung. Bei ihren teils monatelangen Aufenthalten lernte sie Arabisch, vertiefte sich in die Geschichte des Altertums und wirkte bei archäologischen Ausgrabungen mit (Archäologie). Auch zog sie wiederholt mit Beduinen durch die Wüsten der Arabischen Halbinsel, von Syrien über Saudi-Arabien bis in den Oman. Ab 1957 bestritt Keiser ihren Lebensunterhalt vollständig als freischaffende Autorin und Journalistin und veröffentlichte Reportagen über ihre Reisen in Schweizer Lokalzeitungen, aber auch in renommierten Kulturzeitschriften wie dem Du. 1958 erschien ihr erstes Buch, Salaam. Bordbuch einer Orientfahrt; bis 2002 folgten 15 weitere Werke mit Reiseberichten und von ihren Erlebnissen inspirierten Geschichten (Deutschsprachige Literatur), von denen einzelne ins Bulgarische, Italienische, Portugiesische, Spanische und Tschechische übersetzt wurden. Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit hielt Keiser ihre Eindrücke auch in Fotografien, Zeichnungen, Aquarellen und Acrylbildern (Malerei) fest, die sie in ihren Büchern sowie bei Ausstellungen in der Schweiz und Vortragstouren im deutschsprachigen Raum präsentierte. Auf ihren Reisen erhielt Keiser Privataudienz bei den Königen von Jordanien und Saudi-Arabien. Gleichwohl verstand sie sich nie als politische Autorin und Journalistin; vielmehr standen die Menschen mit ihrer Alltagskultur, die sie dem europäischen Publikum näherbringen wollte, in ihren Arbeiten im Vordergrund. Nicht zuletzt wollte sie die Tradition der Nomaden, die auf Betreiben vieler nationaler Regierungen in fest zugeteilten Dörfern angesiedelt werden sollten, dokumentieren und der Nachwelt überliefern.

Helen Keiser galt in der Schweiz zeitlebens als aussergewöhnliche Kennerin des Nahen und Mittleren Ostens. 1983 erhielt sie den Anerkennungspreis des Kantons Zug für ihren Beitrag zur Völkerverständigung, 1998 würdigte der Regisseur Christoph Kühn ihr Leben und Werk im Dokumentarfilm Salaam. Helen Keiser – Nomadin aus dem Abendland. Seit 2002 befindet sich ein Teil ihrer umfangreichen Fotosammlung im Völkerkundemuseum Zürich.