2.4.1949 Lugano, 25.6.2016 Lugano, katholisch, von Sala Capriasca. Unternehmerin in der privaten Sozialarbeit, christlichdemokratische Politikerin und Tessiner Nationalrätin.
Celestina Lepori, genannt Mimi, war das jüngere der beiden Kinder des Luganeser Bauunternehmers Aldo Lepori und der Gina geborene Miccoli. Sie besuchte zunächst die Schulen im Tessin und danach das katholische Institut Stella Maris in Rorschach. 1972 diplomierte sie an der Universität Freiburg als Sozialarbeiterin. Ihre erste Stelle versah sie im Tessiner Sozialdepartement, wo sie 1972-1974 die Kinder- und Jugendinstitutionen im Kanton koordinierte. 1974 ging Lepori erneut nach Freiburg und schloss sich während ihres sozialwissenschaftlichen Studiums der katholischen Bewegung Comunione e Liberazione an. Nach dem Lizenziat kehrte sie 1976 ins Tessin zurück. Sie heiratete 1983 Daniele Bonetti, Lehrbeauftragter und Nachkomme der Unternehmerfamilie Bonetti. Das Paar hatte zwei Kinder.
Lepori arbeitete 1976-1996 als Co-Leiterin der Caritas Tessin und koordinierte in den 1980er Jahren unter anderem die Aufnahme der vietnamesischen Flüchtlinge (Humanitäre Hilfe). 1996 machte sie sich mit der Gründung der gemeinnützigen Sozialberatungsagentur Consono selbstständig, der sie bis zu ihrem Tod 2016 vorstand, und etablierte sich in der Folge als Sozialunternehmerin im Non-Profit-Bereich des Tessins (Sozialarbeit): Sie war Gründungsmitglied der Fondazione San Gottardo für Menschen mit Beeinträchtigungen, stand dem Kinderhilfswerk Fondazione Antonia Vanoni, dem Klinikverbund Associazione cliniche private ticinesi (ACPT), dem Berufsbildungsverein Associazione per la formazione nelle strutture sanitarie e negli istituti sociali del Cantone Ticino (Formas) sowie dem Zusammenschluss sozialer Einrichtungen Associazione ticinese delle istituzioni sociali (Atis) vor. 1999-2007 leitete sie ausserdem die Dachorganisation Federazione delle ONG della Svizzera italiana (Fosit).
Im Tessiner Grossrat, in dem sie 1983-1993 die Christlichdemokratische Volkspartei (CVP) vertrat, zeigte sie ebenso die Mängel und Grenzen der kantonalen Sozialpolitik wie den bestehenden Unterstützungsbedarf insbesondere von Familien, beeinträchtigten und älteren Menschen sowie Arbeitslosen auf und forderte eine stärkere Koordination zwischen staatlichen und privaten Akteuren im Sozialbereich. 1989 war sie die erste Frau im Amt als Vizepräsidentin der Tessiner CVP. 1993 rückte sie für Gianfranco Cotti in den Nationalrat nach und war damit nach Alma Bacciarini die zweite Tessinerin in der grossen Kammer (Bundesversammlung). Allerdings verlor sie ihr Mandat bereits 1995 wieder, als die CVP bei den Wahlen einen Sitz verlor. Ihre Anliegen brachte sie fortan im Rahmen der Kantonalpartei und in der Luganeser Sektion ein. Dank ihrer politischen Erfahrung war sie Mitglied in verschiedenen kantonalen Kommissionen, die sich mit der künftigen Ausrichtung des Sozial- und Gesundheitswesens befassten und sass 1997-2004 im Vorstand der Fachhochschule der italienischen Schweiz (Supsi). Im Rahmen ausserparlamentarischer Kommissionen sowie Expertengruppen arbeitete sie zur Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV), zu den Herausforderungen der Überalterung, zu Rassismus und nachhaltiger Entwicklung.