14.2.1913 Paradiso, 19.6.2005 Lugano, konfessionslos, italienische Staatsangehörige, später von Paradiso. Journalistin, Vorkämpferin für das Frauenstimmrecht und für die Gleichstellung von Mann und Frau.
Iva Cantoreggi war das ältere von zwei Kindern des Alessandro Cantoreggi, Inhabers eines Schneiderateliers in Paradiso, und der Romilda geborene Lucchina, beide italienische Staatsangehörige. Nach dem Mädchengymnasium in Lugano-Besso besuchte sie die von Ines Bolla geleitete Frauenberufsschule der Stadt Lugano, wo sie 1930 das Handelsdiplom erwarb. Sie war unverheiratet und hatte keine Kinder.
Nach ihrer Ausbildung arbeitete sie bei der Tageszeitung Gazzetta Ticinese, die anfänglich von Fulvio Bolla geleitet wurde. Zuerst als Sekretärin und Stenografin angestellt, schrieb sie schon bald eigene Artikel und etablierte sich als Redaktorin. 1938 wurde sie in die Associazione ticinese dei giornalisti aufgenommen und war damit die erste Tessinerin im Berufsregister der Schweizer Journalisten. 1949 verliess sie die Zeitung aufgrund unterschiedlicher Auffassungen bezüglich des Frauenstimmrechts. Sie arbeitete in der Folge für die italienischsprachige Redaktion der Schweizerischen Depeschenagentur (SDA), die damals unter der Leitung von Mario Casanova stand. 1954 bis zu ihrer Pensionierung 1979 war sie für deren Büro in Lugano verantwortlich. Neben ihrer freiberuflichen Tätigkeit – ihre Artikel für die «Frauenseite» verschiedener Zeitungen signierte sie mit dem Akronym I.C. oder dem Pseudonym «zia Carlotta» – produzierte sie 1955-1973 Beiträge für das Radio der italienischen Schweiz. Die Sendung Per la donna, die sie zusammen mit Alma Bacciarini und Elsa Franconi-Poretti leitete, entwickelte sich unter ihnen zu einem wichtigen Debattierforum für Frauen- und Gleichstellungsfragen.
In der Federazione ticinese delle società femminili (FTSF, Frauenzentralen der Schweiz) amtierte Cantoreggi 1957 bis 1973 als Vizepräsidentin und danach bis 1976 als Präsidentin. Die zweite Ausgabe der Schweizerischen Ausstellung für Frauenarbeit (Saffa, 1958) gestaltete sie im Tessiner Steuerungsausschuss mit. 1959 bis 1968 war sie zudem Vizepräsidentin der Genossenschaft «Casa per persone anziane» in Lugano (Wohnprojekt für alte Menschen, später in Residenza Emmy umbenannt). Neben weiteren kulturellen und wohltätigen Initiativen sowie Vorstössen im Bereich des Konsumentenschutzes, die sie unter anderem als Mitglied und Referentin des internationalen Lyceum Clubs Lugano lancierte, war ihr die Ausbildung junger Frauen ein wichtiges Anliegen. Hier setzte sie sich insbesondere für die Einrichtung einer Fachschule für Sozialarbeit ein. Des Weiteren war sie im Vorstand des Bunds Schweizerischer Frauenorganisationen (BSF) sowie Mitglied der Schweizerischen Unesco-Kommission und der Association internationale des journalistes de la presse féminine et familiale.
Iva Cantoreggi engagierte sich an vorderster Front für die Durchsetzung des Frauenstimmrechts im Tessin (1969) und auf nationaler Ebene (1971). Sie politisierte in der radikalliberalen Partei des Kantons Tessin, deren Vorstand sie ab 1970 angehörte, und sass 1972-1976 im Gemeinderat von Lugano; 1975 war sie Grossrats- und Nationalratskandidatin.