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OttiliaPaky-Sutter

27.8.1918 Appenzell, 24.8.2001 Appenzell, katholisch, von Appenzell, 1947-1952 Österreicherin durch Heirat, 1952 wieder eingebürgert. Wirtin, Geschäftsfrau und Kämpferin für das Frauenstimmrecht im Kanton Appenzell Innerrhoden.

Ottilia Paky-Sutter, Ausweisfotografie, um 1960 (Landesarchiv Appenzell Innerrhoden, Appenzell, O_1_4669-01).
Ottilia Paky-Sutter, Ausweisfotografie, um 1960 (Landesarchiv Appenzell Innerrhoden, Appenzell, O_1_4669-01).

Ottilia Sutter war das drittjüngste von acht Kindern des Johann Anton Sutter, Landwirts, und der Anna Maria geborene Koller, Näherin und Tuchhändlerin. Sie wuchs in Appenzell auf und besuchte dort die Volksschule. Ihr Wunsch, Lehrerin zu werden, blieb unerfüllt, weil sie als Mädchen keine Berufsausbildung machen durfte. Stattdessen erlernten Ottilia Sutter und ihre Schwester Marie Sutter das Roulieren, Sticken und Singen. Als Sängerinnen traten sie auch öffentlich auf. Ihre Mutter, wirtschaftliches Oberhaupt der Familie, erwarb 1941 das heruntergekommene Hotel Löwen in Appenzell. Sie beauftragte die beiden Töchter und einen Sohn mit dessen Geschäftsführung, die daraus bald einen florierenden Gasthof machten, wo sich Persönlichkeiten aus Gesellschaft und Politik trafen. Wie ein Betrieb zu führen war, lernten die Schwestern bei Arbeitseinsätzen in Gasthöfen in Glarus und St. Gallen.

1947 heiratete Ottilia Sutter den österreichischen Zwirnermeister Alois Paky, mit dem sie vier Kinder hatte. Durch die Hochzeit Österreicherin geworden, verlor Ottilia Paky-Sutter das Schweizer Bürgerrecht, eine für die bekannte und alteingesessene Innerrhoderin demütigende Erfahrung. Sie bewarb sich um die Wiedereinbürgerung, die ihr und ihrer Familie an der Landsgemeinde vom 27. April 1952 gegen eine Einkaufstaxe von 2500 Fr. gewährt wurde. Im gleichen Jahr stieg Paky-Sutter in den Tuchhandelsbetrieb ihrer Mutter ein, in dem sie sich im Aussendienst bewährte. 1955 erwarben sie und ihr Mann das stattliche Wohn- und Geschäftshaus Zum Kreuz an der Hauptgasse in Appenzell, wo Paky-Sutter im ersten Stock den Tuch- und Trachtenladen einrichtete, den sie 1956 von ihrer Mutter übernahm. Obwohl sie das Haupteinkommen der Familie erwirtschaftete, war sie bei ihrer Geschäftstätigkeit auf die Unterschrift ihres Ehemanns angewiesen. Diese Tatsache und ihre Ausbürgerung machten sie zur Befürworterin des Frauenstimmrechts. 1978 lud Paky-Sutter zur Gründungsversammlung der Vereinigung pro Frauenstimmrecht ein, zu der rund sechzig Frauen erschienen. Trotz dieses ersten Erfolgs wollte sich in der Folge wegen der politisch ablehnenden Stimmung im Kanton kaum eine Frau exponieren, sodass sich Paky-Sutter enttäuscht zurückzog. 1992 war sie, wie unter anderen auch Ruth Metzler-Arnold, eine der Gründerinnen des Frauenforums, das politisch aktive Frauen vernetzte und sie bei Kandidaturen für öffentliche Ämter unterstützte. An ihrem Engagement hielt sie trotz Beschimpfungen und Drohungen fest. 1991 übergab sie das Trachtengeschäft ihrer Tochter Franziska Rohner-Paky.

Quellen und Literatur

  • Sonntagszeitung, 2.12.1990.
  • Mock, Vreni: «Ottilia Paky-Sutter. Eine Österreicherin fordert das Stimmrecht», in: Bräuniger, Renate (Hg.): FrauenLeben Appenzell. Beiträge zur Geschichte der Frauen im Appenzellerland, 19. und 20. Jahrhundert, 1999, S. 408-414.
Weblinks
Kurzinformationen
Variante(n)
Ottilia Sutter (Taufname)
Lebensdaten ∗︎ 27.8.1918 ✝︎ 24.8.2001

Zitiervorschlag

Rebekka Dörig Sutter: "Paky-Sutter, Ottilia", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 10.03.2022. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/060454/2022-03-10/, konsultiert am 19.04.2025.