1.9.1900 Basel, 24.3.1997 Basel, reformiert, Deutsche, ab 1933 von Basel. Journalistin und Frauenrechtlerin.

Lina Mutschler, Tochter des Konditors Johannes Mutschler und der Katharina geborene Lüthy, wuchs zuerst in Basel, dann ab 1902 in Gelterkinden auf. Nach dem frühen Tod des Vaters 1905 sorgte ihre Mutter alleine für den Lebensunterhalt der Familie; sie übernahm die Familienkonditorei mit den zwei Ladengeschäften, häkelte und gab Klavierstunden. Lina Mutschler hatte ebenfalls ihren Beitrag zum finanziellen Auskommen der Familie zu leisten, zu der auch ihre Schwester Fanny Mutschler sowie zwei Halbbrüder (einer mit Behinderung) aus erster Ehe der Mutter gehörten. Es war ihr deshalb nicht möglich, die von ihr gewünschte Ausbildung zur Lehrerin zu machen. Stattdessen absolvierte sie 1915-1916 eine Lehre als Schneiderin, übte den Beruf aber nie aus. Nach einem Sprachaufenthalt in der französischen Schweiz von Oktober bis Dezember 1917 lernte sie als Vorarbeiterin in einer Seidenbandfabrik die jungen Arbeiterinnen an. Sie trat um 1919 dem Blauen Kreuz als Hoffnungsbundleiterin bei (Abstinenzbewegung), war dort Mitgründerin eines Töchterbundes, gehörte ab den frühen 1920er Jahren zum Kantonalvorstand und sass als damals einzige Frau im Präsidium eines Blaukreuzvereins (Gelterkinden). Im Zuge ihres dortigen Engagements begann sie auch journalistisch tätig zu werden; sie schrieb ab 1926 für zahlreiche Zeitschriften und Zeitungen wie die Volksstimme von Baselland, den Basler Tages-Anzeiger und das Schweizer Frauenblatt, teilweise gegen Honorar.
Seit der Schulzeit war ihre Sekundarlehrerin Eva Gerster eine wichtige Wegbegleiterin, die Mutschler zum Beitritt in den Frauenverein von Gelterkinden bewegte. Dort lernte sie Elisabeth Vischer-Alioth kennen, die ihr eine Teilnahme am «Kurs für Fraueninteressen» des Schweizerischen Verbands für Frauenstimmrecht in Rapperswil (SG) vermittelte. Während des Kurses 1928 traf sie führende Persönlichkeiten der Frauenbewegung und erlernte das Halten von Vorträgen, die Protokollführung sowie das Leiten von Vereinen. Fortan setzte sich Mutschler für das Frauenstimmrecht ein und verfasste dazu zahlreiche Artikel, unter anderem für die Volksstimme von Baselland. Am 28. September 1929 war sie Mitgründerin der Frauenstimmrechtsvereinigung Baselland und übernahm das Amt der Protokollantin. Sie war in Baselland aufgewachsen und kannte die dortige Mentalität, sodass sie sich auch als gebürtige Deutsche öffentlich für ihre Überzeugung einsetzen konnte.
Aufgrund ihrer deutschen Staatsbürgerschaft wurde sie beruflich benachteiligt, weshalb sie vergeblich versuchte, sich in verschiedenen basellandschaftlichen Gemeinden einbürgern zu lassen. Schliesslich erwarb sie 1933 in Basel, wo sie ab 1930 lebte und arbeitete, für 1800 Franken das Bürgerrecht. 1936 heiratete sie den in Basel aufgewachsenen Kaufmann Ernst Maier und beendete ihre Erwerbstätigkeit, um sich um den Haushalt und die Erziehung der zwei Söhne zu kümmern. Ihr Ehemann unterstützte sie in ihrem Engagement für die Frauenbewegung. Lina Maier-Mutschler wurde 1992 im Rahmen einer Ausstellung zum Gleichstellungsartikel im Kantonsmuseum Liestal für ihre Pionierarbeit auf dem Weg zum Frauenstimmrecht geehrt.