de fr it

Auguste-Frédéric deMeuron

26.8.1789 Neuenburg, 1.4.1852 Neuenburg, reformiert. Als «Meuron de Bahia» bekannter Industrieller und Kaufmann, Produzent und Händler von Schnupftabak in Brasilien sowie Gründer des Maison de santé de Préfargier.

Auguste-Frédéric de Meuron war der Sohn des Charles-Louis de Meuron und der Suzanne-Catherine Perregaux, Tochter des Frédéric-François Perregaux, Offiziers in französischen Diensten. Er wuchs mit zwei Brüdern und einer Schwester in Neuenburg auf. Nach einer Kaufmannslehre liess er sich 1809 in Paris nieder, um seine Ausbildung bei der Banque Perregaux-Laffitte et Cie. sowie beim Handelshaus Jacques Coulon, Paul Boyve et Cie. fortzusetzen. Anschliessend hielt er sich in London und New York auf und begab sich zwischen 1810 und 1815 nach Lissabon, wo er im Handels- und Bankunternehmen von David-Henri de Meuron und dessen Neffe Edouard de Meuron arbeitete. Gemeinsam mit den beiden Verwandten sowie Auguste Gouhard, einem weiteren Neuenburger, gründete er 1816 das Kommissionsgeschäft Meuron et Cie., das seinen Hauptsitz in Salvador da Bahia (Brasilien) hatte und sich auf den Transport von Kolonialwaren nach Europa spezialisierte. Obwohl dem Unternehmen wirtschaftlich wenig Erfolg beschieden war, legte es den Grundstein für Auguste-Frédéric de Meurons Karriere in Amerika.

Die Fabriken von Auguste-Frédéric de Meuron in Brasilien. Links: Vue de la Rade de Bahia prise du Jardin public. A la fabrique de tabac de M.M. de Meuron & Cie, Öl auf Leinwand, aufgezogen auf Papier, 1837, 34,1 x 40,6 cm; rechts: Fábrica Meuron no Andaraí, Rio de Janeiro, Öl auf Leinwand von Jean Jacques François Coindet, 1857, 84,3 x 130,3 cm (Pinacoteca do Estado de São Paulo, PINA07337 und PINA07352; Fotografien Isabella Matheus).
Die Fabriken von Auguste-Frédéric de Meuron in Brasilien. Links: Vue de la Rade de Bahia prise du Jardin public. A la fabrique de tabac de M.M. de Meuron & Cie, Öl auf Leinwand, aufgezogen auf Papier, 1837, 34,1 x 40,6 cm; rechts: Fábrica Meuron no Andaraí, Rio de Janeiro, Öl auf Leinwand von Jean Jacques François Coindet, 1857, 84,3 x 130,3 cm (Pinacoteca do Estado de São Paulo, PINA07337 und PINA07352; Fotografien Isabella Matheus).

Ab 1817 lebte de Meuron in Salvador da Bahia. 1819 beendete er die Zusammenarbeit mit seinen Geschäftspartnern und stieg stattdessen mit dem Berner Gabriel Friedrich Julius May in die Produktion von Schnupftabak (rapé; Tabak) ein. Bald florierte das Geschäft und Meuron et Cie. produzierte fast die Hälfte des brasilianischen rapé. Das Unternehmen eröffnete seine erste Tabakfabrik in Arêa Preta; 1826 verlegte es die Produktion in eine ausgediente Zuckerrohrfabrik in Solar do Unhão in der Bucht von Salvador da Bahia, in deren Räumlichkeiten sich heute das Museu de Arte Moderna da Bahia befindet. Weitere Filialen etablierte de Meuron 1832 in Andarahy Pequeno in Rio de Janeiro, geleitet vom Waadtländer Benjamin Samuel Dapples, und 1836 in Chora Menino in der Region Pernambuco. Die Fabriken waren mit Dampfmaschinen ausgerüstet und stützten sich auf Sklavenarbeit. So arbeiteten in Andarahy Pequeno um 1855 beispielsweise noch 24 Personen, davon 18 versklavte Menschen. Generell ist das von de Meuron akkumulierte immense Vermögen untrennbar mit der Sklaverei verbunden, die in Brasilien sowohl im Tabakanbau wie in der Herstellung von rapé nach wie vor omnipräsent war. 1837 kehrte de Meuron aus gesundheitlichen Gründen endgültig nach Europa zurück, ohne jedoch die amerikanischen Geschäfte aufzugeben, um die sich fortan seine Teilhaber kümmerten. Das Unternehmen Meuron et Cie. existierte noch bis 1892, wechselte anschliessend mehrmals seinen Namen und wurde 1949 aufgelöst.

Zurück in Neuenburg, tätigte de Meuron umfangreiche Investitionen in Immobilien in der Schweiz und in Frankreich. So kaufte er beispielsweise das Schloss Dully sowie mehrere Liegenschaften und Grundstücke in Paris und der Ile-de-France. 1845 heiratete er Elise-Augustine de Pury, Tochter des Staatsrats Charles-Albert de Pury, der 1820 den Adelstitel eines Barons erhalten hatte. Die Ehe blieb kinderlos. Dem Beispiel anderer Landsmänner folgend, die im Handel mit den Kolonien zu Reichtum gelangt waren (Kolonialismus), vermachte de Meuron einen Teil seines Vermögens der Allgemeinheit, etwa der Provinz Bahia in Form des teilweise für wohltätige Zwecke bestimmten Legado Meuron. In Neuenburg gründete er das Maison de santé de Préfargier (Marin-Epagnier), das 1848 eröffnet wurde. De Meurons Testament von 1851 sah zudem die Freilassung mehrerer versklavter Personen in seinen brasilianischen Fabriken vor.

Quellen und Literatur

  • Meuron, Guy de: Histoire d’une famille neuchâteloise. La famille Meuron, 1991, S. 120-122.
  • Veyrassat, Béatrice: Réseaux d’affaires internationaux, émigrations et exportations en Amérique latine au XIXe siècle. Le commerce suisse aux Amériques, 1993, S. 139-141, 428-429.
  • Meuron-Landolt, Monique de: «Auguste-Frédéric de Meuron dit de Bahia. Industriel (1789-1852)», in: Schlup, Michel (Hg.): Biographies neuchâteloises. Des Lumières à la Révolution, Bd. 2, 1998, S. 198-204.
  • David, Thomas; Etemad, Bouda; Schaufelbuehl, Janick Marina: Schwarze Geschäfte. Die Beteiligung von Schweizern an Sklaverei und Sklavenhandel im 18. und 19. Jahrhundert, 2005, S. 103 (französisch 2005).
  • Fässler, Hans: Reise in Schwarz-Weiss. Schweizer Ortstermine in Sachen Sklaverei, 2005, S. 195-203.
  • Veyrassat, Béatrice: Histoire de la Suisse et des Suisses dans la marche du monde (XVIIe siècle-Première Guerre mondiale). Espaces – Circulations – Echanges, 2018, S. 228, 231, 259.
Weblinks
Normdateien
GND
VIAF

Zitiervorschlag

Matthieu Péry: "Meuron, Auguste-Frédéric de", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 20.08.2024, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/060848/2024-08-20/, konsultiert am 10.10.2024.