16.9.1881 Alpnach, 20.1.1962 Alpnach, katholisch, von Sarnen. Malerin und Zeichnerin.

Justine Imfeld war die Tochter des Leopold Imfeld, Arztes, und der Justine geborene Burch und wuchs mit ihrem älteren Bruder Leopold in Alpnach auf. Sie wollte Ärztin werden, was ihr jedoch verwehrt blieb. Mädchen waren damals in Sarnen noch nicht zum Gymnasium zugelassen. Zudem hätte es die finanzielle Lage der Familie nicht erlaubt, beiden Kindern – ihr Bruder absolvierte ein Medizinstudium – eine höhere Bildung zu ermöglichen. Nach einem Jahr an einem Töchterinstitut in der französischen Schweiz war ihre Ausbildung abgeschlossen.
1901 lernte Justine Imfeld ihren zukünftigen Ehemann kennen, den 13 Jahre älteren Kunstmaler Anton Stockmann, den sie auf einer Reise nach Paris 1904 in Freiburg heiratete. Letzterer suchte in der französischen Hauptstadt nach künstlerischer Inspiration, war aber oft krank. Als das Geld ausging, kehrte das Paar nach Sarnen zurück. Es bezog ein bescheidenes Atelier und führte ein zurückgezogenes Leben. Die Ehe blieb kinderlos. Anton Stockmann verkaufte kaum Bilder, wodurch die finanzielle Situation angespannt blieb. Justine Stockmann-Imfeld führte den Haushalt und unterstützte ihren Gatten soweit wie möglich, damit dieser sich auf seine Kunst konzentrieren konnte. Sie erfuhr aber umgekehrt seinerseits keinerlei Sukkurs für ihre Pläne, ebenfalls eine künstlerische Laufbahn einzuschlagen. 1922 trennte sich Stockmann-Imfeld von ihrem Mann.
Fortan verschrieb sie sich als erste Frau in Obwalden ganz der Malerei. Sie fuhr nach Paris und studierte an der Akademie. Anschliessend reiste sie in die Bretagne, um sich als Künstlerin weiterzuentwickeln. 1931 liess sie sich von Anton Stockmann scheiden und nannte sich fortan wieder Justine Imfeld. In den 1930er Jahren bereiste sie Italien, um Malerei zu studieren. Ihr Werk zeigt Einflüsse des sogenannten magischen Realismus: Die Verschränkung von greif- und sichtbarer Wirklichkeit mit traumhaft-magischer Realität klingt bereits in ihren frühen Zeichnungen an und manifestiert sich deutlich in ihren späteren Landschafts- und Blumendarstellungen sowie in den Porträts.
Imfeld arbeitete bis zu ihrem Tod 1962 im Elternhaus in Alpnach, einem Dorf, in dem die Menschen sich kaum für ihre Malerei interessierten und die eigenständige, konsequent ihren Weg gehende Kunstschaffende ausgrenzten. Bekannt wurde sie erst durch eine Werkschau, welche der Verleger Martin Wallimann 1997 in Alpnach organisierte. Das Historische Museum Obwalden in Sarnen widmete der Künstlerin 2019 eine kleine Ausstellung.