6.9.1914 Lauterbach (Hessen), 2.12.2008 Luzern, Deutsche, nach der Heirat von Luzern. Porträt-, Reportage-, Mode- und Reisefotografin sowie Bildchronistin der Internationalen Musikfestwochen Luzern.
Lisa List verbrachte als Arzttochter eine glückliche Kindheit in einer wohlhabenden, musikalischen Familie. Ihr Vater Otto List war nebenbei leidenschaftlicher Pianist, ihre Mutter Auguste Dora geborene Vollmüller ausgebildete Sängerin; die Grossmutter väterlicherseits, ein musikalisches Wunderkind, gab von der Jugend bis ins hohe Alter Konzerte. Lisa List nahm in Giessen ein Klavierstudium in Angriff, bevor sie 1932 an die Freie Kunstschule Stuttgart wechselte. 1938 heiratete sie den Luzerner Kunstmaler und Grafiker Ralph Leo Georg Meyer und zog mit ihm nach Luzern. Als Zeichen des Widerstands gegen das nationalsozialistische Deutschland engagierte sich Lisa Meyer-List im Frauenhilfsdienst (FHD) der Schweizer Armee. Während der Dienstabwesenheit ihres Mannes bestritt sie ihren Lebensunterhalt mit Fotografieren, das sie sich autodidaktisch beibrachte. Dazu diente ihr eine von den Eltern zur Hochzeit geschenkte Fotokamera. Ab 1948 war sie als Fotografin bei den Internationalen Musikfestwochen Luzern (seit 2001 Lucerne Festival) tätig. Sie fotografierte Dirigenten, Musikerinnen und Musiker in deren beruflichen wie privaten Umfeld. Zu dieser Zeit fügte sie ihre beiden Nachnamen zum Pseudonym Meyerlist zusammen.
In den 1940er Jahren wurde Lisa Meyerlist Mutter von zwei Kindern. In den 1950er Jahren lebte sie mit ihrer Familie winters in Florenz, im Sommer in Forio auf Ischia. Nach der Scheidung von Ralph Meyer 1955 begann Meyerlist ihre Laufbahn als Fotoreporterin und wurde zur Bildchronistin der Internationalen Musikfestwochen. Sie unternahm wochen- und monatelange Reisen in 82 Länder der Welt. Die fotografischen Reisedokumentationen bilden einen wichtigen Teil ihres künstlerischen Nachlasses, der seit 2007 im Staatsarchiv Luzern aufbewahrt wird. Ausserdem war sie für das Luzerner Tagblatt sowie die Zeitschriften Sie & Er, Der Familienfreund, Heim und Leben und Seite für Sie tätig. Da sie nicht gern im Auftragsverhältnis arbeitete, gestaltete sie jeweils gleich selbst eine Rubrik.
Weit mehr als durch technische Raffinesse überzeugen Meyerlists Bilder durch ihren narrativen Stil und die Nähe zur fotografierten Person. Lisa Meyerlist sah sich als Fotoreporterin, nicht als Fotokünstlerin. Technische und künstlerische Aspekte wie Tiefenschärfe oder Bildkomposition waren in ihrem Schaffen sekundär, das Entwickeln und Vergrössern erledigte sie möglichst effizient. Postum wurde Lisa Meyerlist als «Grande Dame der Fotografie», als «Star in der Luzerner Bohèmeszene» oder auch als «Hoffotografin der Luzerner Musikfestwochen» bezeichnet. Als Fotografin hatte sie erleichterten Zugang zu Frauen vorbehaltenen Bereichen, die sie mit ihren Aufnahmen in den öffentlichen Diskurs einbrachte.