Kritik an der Sklaverei im Sinne einer grundsätzlichen Verurteilung der Versklavung von Menschen gab es in Europa und Amerika bereits zwischen Mitte des 16. und Mitte des 18. Jahrhunderts. Vorerst nur von einzelnen Persönlichkeiten artikuliert, erwuchs daraus im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts der Abolitionismus als organisierte Bewegung, die ein striktes Verbot von Sklaverei und Sklavenhandel forderte.
Als die ersten Schweizerinnen und Schweizer sich dem amerikanischen Überseehandel und der Plantagenwirtschaft zuwandten (Kolonialismus), hatte sich die Sklaverei bereits institutionalisiert und war zur Selbstverständlichkeit geworden. Doch bereits in den 1770er und 1780er Jahren wurde dieses System durch die emanzipatorischen Bestrebungen der ersten Abolitionisten in Grossbritannien und in den Vereinigten Staaten von Amerika (USA) bedroht. Die Plantagenbesitzer sahen ihre Interessen in Gefahr und solidarisierten sich mit den Sklavenhändlern, den Kaufleuten in den Atlantikhäfen und weiteren kolonialen Kreisen. Sie reagierten mit einem Diskurs, der auch von Schweizer Beteiligten am Atlantikhandel konsequent mitgetragen wurde. Er versuchte, Handel und Haltung von Sklavinnen und Sklaven in den amerikanischen Kolonien (USA und Lateinamerika) zu legitimieren und brachte eine Reihe von Stereotypen über Afrika und dessen Bevölkerung hervor: Afrika sei ein unfreier und unproduktiver Kontinent, welcher der Welt nichts anderes zu bieten habe als Gefangene für die Sklaverei, deren menschliche Natur in Frage gestellt wurde. Vor diesem Hintergrund bildete sich im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts eine hierarchische Rassentheorie heraus, die Schwarze als minderwertig einstufte (Rassismus).
In der Schweiz kam die Kritik an der Sklaverei zur selben Zeit auf wie anderswo in Europa. Dabei formten die Gegner der Sklaverei nicht eine organisierte Bewegung, sondern eine Strömung, die innerhalb eines kleinen intellektuellen und kosmopolitischen Milieus (Aufklärung) ganz verschiedene Denkansätze aufnahm und noch keine verhärteten Fronten aufwies. Dazu gehörten Persönlichkeiten wie Jean-Jacques Rousseau, dessen vermögender Neuenburger Gönner Pierre-Alexandre DuPeyrou schwarze Sklavinnen und Sklaven auf seinen Plantagen in Suriname beschäftigte, ebenso der Genfer Financier Etienne Clavière, der gute Beziehungen zu am Sklavenhandel beteiligten Mitbürgern unterhielt, und Jean Charles Léonard Simonde de Sismondi, der in seiner Jugend in Coppet bei Germaine de Staël sowohl mit mächtigen Plantagenbesitzern von Saint-Domingue (Haiti) als auch mit «Negrophilen» Kontakte pflegte. Auch die Tätigkeiten der Société des Amis des Noirs – der ersten französischen Antisklavereigesellschaft, die auch angesehene Genfer wie Etienne Clavière, Jacques-Antoine Du Roveray und Etienne Dumont mitprägten – zeugten noch im späten 18. Jahrhundert von einer weiten geistigen Toleranz, die wenige Jahrzehnte später kaum mehr anzutreffen war. Die Société erklärte die Abschaffung des Sklavenhandels zu ihrem obersten Ziel, setzte zu dessen Erreichung aber nicht auf eine Massenbewegung, sondern auf Aktionen einzelner prominenter Persönlichkeiten und einflussreicher Männer. Sowohl aus Überzeugung als auch aus Konzilianz kamen ihre Mitglieder zur Einsicht, dass sich ein Verbot nur in Zusammenarbeit mit den am Kolonialismus Beteiligten durchsetzen liess.
Im gleichen Geiste kämpften bis Mitte des 19. Jahrhunderts auch andere Schweizer gegen die Sklaverei und den damit verbundenen Handel: Priester wie Jodok Bachmann in Paraguay (Missionen), Pastoren wie der Waadtländer Benjamin-Sigismond Frossard, Missionare wie jene der Basler Mission in Ghana, Philanthropen wie Henry Dunant und Schriftsteller wie Jean-François Butini.
Auf diese lose Strömung prominenter Sklavereigegner, die das System kritisierten oder einfach Mitgefühl für das Schicksal der Schwarzen empfanden, folgte der Abolitionismus als organisierte Antisklavereibewegung mit dem erklärten Ziel, die Sklaverei und den Sklavenhandel zu zerschlagen. In der Schweiz war der Abolitionismus von liberaler Prägung, eng mit dem Protestantismus – insbesondere dem Calvinismus – verbunden und wies einige Besonderheiten auf. Zunächst erschien er spät. Während die wichtigsten abolitionistischen Gesellschaften im restlichen Europa bereits im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts entstanden waren, wurde die erste derartige Gesellschaft in der Schweiz (Association du sou par semaine en faveur des esclaves aux Etats-Unis d’Amérique) erst 1858 in Lausanne gegründet – lange nach dem Verbot des transatlantischen Handels mit Sklavinnen und Sklaven und deren Emanzipation in den englischen und französischen Kolonien der Neuen Welt. Daher beschränkte sie ihre Tätigkeiten im Süden der USA auf den Freikauf von Sklavinnen und Sklaven, die Unterstützung bereits Befreiter und die Finanzierung ihrer möglichen Rückkehr nach Afrika; die gleichen Ziele verfolgte auch das 1865 gegründete Comité genevois pour le relèvement des esclaves libérés. Ein weiteres Merkmal des Schweizer Abolitionismus bestand darin, dass nicht Amerika, sondern der afrikanische Kontinent südlich der Sahara und der dortige Kampf gegen den von arabischen Händlern organisierten Sklavenhandel nach dem Maghreb und dem Nahen Osten im Mittelpunkt stand: Das Comité national suisse pour l’exploration et la civilisation de l’Afrique centrale (1877-1885, gegründet von der Geografischen Gesellschaft Genf) und die Société antiesclavagiste suisse (1889-1891) führten ihren Kampf gegen den sogenannt muslimischen Sklavenhandel unter klar islamfeindlichen Vorzeichen. Die letzte Eigenheit des schweizerischen Abolitionismus zeigte sich vor allem im ausgehenden 19. Jahrhundert in dessen internationaler Ausrichtung. So trieben etwa der Schweizerische Hilfsverein für die Sklaven in Afrika (1892-1898) und die Philafrikanische Mission (1897-1907) an der Seite europäischer und nordamerikanischer Partnerorganisationen den Bau von Dörfern für befreite Sklavinnen und Sklaven in Afrika voran.
Nach den Kantonen Genf, Waadt und Neuenburg etablierte sich der Abolitionismus auch in Basel und Bern. Der Basler Adolf Christ, Jurist, Politiker und Präsident der Basler Mission, leitete das Comité national suisse pour l'exploration et la civilisation de l'Afrique centrale. Ausserdem gründete die Berner Sektion des Schweizerischen Hilfsvereins für die Sklaven in Afrika den Hülfsverein für das Sklavenheim in Ashante, der sich um die Beschaffung von Mitteln zur Unterstützung freigelassener Sklavinnen und Sklaven im heutigen Ghana kümmerte. Im 20. Jahrhundert gehörte die Schweiz zu den zahlreichen Ländern, die ab der Zwischenkriegszeit eine Reihe internationaler Abkommen zur weltweiten Abschaffung der Sklaverei unterzeichneten, darunter 1956 das Zusatzübereinkommen über die Abschaffung der Sklaverei, des Sklavenhandels und sklavereiähnlicher Einrichtungen und Praktiken (Menschenrechte), das die Bundesversammlung 1964 genehmigte.