Die 1921 gegründete, finanzstarke Julius Klaus-Stiftung für Vererbungsforschung, Sozialanthropologie und Rassenhygiene bildete für Jahrzehnte die wichtigste eugenische Institution in der Schweiz. Sie förderte eine eugenisch orientierte Vererbungs- und Rassenforschung an der Universität Zürich, wirkte als Katalysator bei der Entwicklung der Genetik in der Schweiz und trug massgeblich dazu bei, dass Zürich auch nach dem Ersten Weltkrieg ein bedeutendes Zentrum der internationalen Eugenik blieb.
Julius Klaus, der aus einer wohlhabenden Industriellenfamilie aus dem Zürcher Oberland stammte, entschied sich, nach seinem Tod sein gesamtes Vermögen dem Zweck der «Rassenhygiene» zuzuführen. Er veranlasste die Gründung einer Stiftung, an deren Entstehung sein Hausarzt Adolf Barth sowie der Anthropologe Otto Schlaginhaufen und der Botaniker Alfred Ernst mitwirkten. Die beiden Letztgenannten hatten in kolonialen Kontexten in Südostasien geforscht (Kolonialismus) und prägten die Stiftung: Sie verfassten in wesentlicher Hinsicht das Stiftungsreglement und waren fast ein halbes Jahrhundert lang Mitglieder des Stiftungskuratoriums, das Schlaginhaufen 1921-1968 präsidierte.
Die Zürcher Kantonsregierung anerkannte die Julius Klaus-Stiftung 1921 als öffentliche Stiftung. Als Stiftungszweck definierten ihre Statuten «alle auf wissenschaftlicher Grundlage beruhenden Bestrebungen […], deren Endziel auf die Vorbereitung und Durchführung praktischer Reformen zur Verbesserung der weissen Rasse» gerichtet sei. Die Formulierung zeugt von einer Amalgamierung von Rassismus und Eugenik, wie sie für die nach dem Ersten Weltkrieg erstarkte internationale eugenische Bewegung typisch war. 1923 wurde die Stiftung denn auch Mitglied des Permanent International Eugenics Committee (ab 1925 International Federation of Eugenics Organizations; Ifeo). 1934 war sie Gastgeberin der internationalen Versammlung der Ifeo in Zürich – zu einer Zeit, als Letztere zunehmend von den Nationalsozialisten kontrolliert und instrumentalisiert wurde, um weltweit Akzeptanz für die eugenischen Massnahmen in Deutschland zu erlangen.
Die Beziehungen der Stiftung zur Universität Zürich waren eng. Von den sieben Kuratoriumsmitgliedern gehörten stets fünf dem Lehrkörper der Universität an, darunter einflussreiche Wissenschaftler aus Anthropologie, Medizin, Botanik, Zoologie und Nationalökonomie (Wirtschaftswissenschaften) sowie mehrere amtierende Rektoren. Ebenfalls im Kuratorium vertreten war jeweils ein Mitglied der Zürcher Kantonsregierung. Namentlich zu erwähnen sind neben Schlaginhaufen und Ernst die Regierungsräte Oskar Wettstein und Robert Briner sowie die Professoren Heinrich Zangger, Eugen Grossmann, Hans Steiner, Alfred Vogt, Wilhelm Löffler, Hans Rudolf Schinz und Ernst Hadorn.
Mit ihrem Vermögen, das sich 1921 auf rund 1,3 Mio. Franken belief, spielte die Julius Klaus-Stiftung forschungspolitisch eine wichtige Rolle (Forschung). In erster Linie finanzierte sie Vererbungsforschungen, welche die wissenschaftlichen Grundlagen für «rassenhygienische» Reformen schaffen sollten. Die unterstützten Projekte reichten dabei von «Rassenforschungen» über medizinisch-genetische Untersuchungen bis zu Arbeiten der experimentellen Genetik. Zudem baute die Stiftung eine Bibliothek auf und finanzierte eine eigene Zeitschrift. Kleinere Beträge sprach sie auch für «praktische Rassenhygiene», etwa für eugenische Propaganda, Eheberatungen (Ehe) oder Sterilisationen.
Erst in der Nachkriegszeit verlor die Julius Klaus-Stiftung an Bedeutung. 1971 beschloss das Kuratorium, Name und Zweck der Stiftung zu ändern, da Begriffe wie «Rassenhygiene» zu sehr an den Nationalsozialismus erinnern würden. Unter der neuen Bezeichnung Julius Klaus-Stiftung für Genetik und Sozialanthropologie beabsichtigte sie fortan, die «Erbgesundheit des Menschen» zu fördern. Die Stiftung existiert auch im 21. Jahrhundert noch, ist aber forschungspolitisch nicht mehr von Relevanz.