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AmiButini

21.5.1718 Genf, 1780 Paramaribo (Suriname), reformiert, von Genf. Plantagenbesitzer in Suriname und Sammler ethnografischer Objekte.

Ami Butini war das zweite von acht Kindern des Tuchhändlers Augustin Butini und der Marthe de l'Escale; fünf seiner Geschwister verstarben bereits in jungen Jahren. Er studierte Philosophie und Theologie an der Genfer Akademie und doktorierte 1743 in Theologie. Anfang der 1750er Jahre verliess er seine Heimatstadt und liess sich in Paramaribo nieder, wo er die Plantage Tulpenburg am Ufer eines Nebenflusses des Commewijne geerbt hatte (Kolonialismus). Butini heiratete 1753 in der niederländischen Kolonie, der Name seiner Ehefrau ist jedoch nicht bekannt. Möglicherweise handelt es sich bei Johanna Magdalena Buttini oder Butini, Kind einer schwarzen Frau, um seine Tochter; sie hatte mit dem Plantagenbesitzer Pieter Louis Berkhoff nicht weniger als 16 Kinder.

Artefakt und Naturprobe aus der Schenkung Ami Butinis an die öffentliche Bibliothek in Genf. Links: Collier de dents de tigre, nachweislich aus Jaguarzähnen gefertigt (Musée d’ethnographie de Genève, Inv. ETHAF 059459; Fotografie Johnathan Watts); rechts: Gymnote électrique, ein ursprünglich in Rum konservierter Aal (Muséum d’histoire naturelle Genève, Inv. 1579.071).
Artefakt und Naturprobe aus der Schenkung Ami Butinis an die öffentliche Bibliothek in Genf. Links: Collier de dents de tigre, nachweislich aus Jaguarzähnen gefertigt (Musée d’ethnographie de Genève, Inv. ETHAF 059459; Fotografie Johnathan Watts); rechts: Gymnote électrique, ein ursprünglich in Rum konservierter Aal (Muséum d’histoire naturelle Genève, Inv. 1579.071).

Ami Butini, ein Verwandter des Abolitionisten Jean-François Butini, war einer der wenigen Schweizer, die in Suriname vor Ort ihre mit Sklavenarbeit bewirtschafteten Plantagen leiteten (Sklaverei). Neben der Arbeit als Gutsverwalter war er auch als Rechtsberater in Paramaribo tätig. Bislang gibt es keine Quellen, die Aufschluss über die Fläche, die Anzahl beschäftigter Sklavinnen und Sklaven, die angebauten Pflanzen oder die Rentabilität der Plantage Tulpenburg geben könnten. Tatsächlich wäre Ami Butini wohl gänzlich in Vergessenheit geraten, hätte er sich nicht für Ethnografie interessiert und gleich nach seiner Ankunft in Suriname damit begonnen, eine Sammlung von Gegenständen anzulegen, die ihn faszinierten (Ethnologie, Anthropologie). Verschiedene dieser «exotischen» Objekte vermachte er während eines Aufenthalts in Genf 1759 der dortigen öffentlichen Bibliothek (der späteren Bibliothèque de Genève), die damit ihr Kuriositätenkabinett von «Wunderdingen» aus dem Nahen Osten und Asien erstmals um Artefakte indigener Herkunft und Naturobjekte aus Amerika erweiterte. Butinis Schenkung umfasste rund 40 später in die Sammlung des Musée d'ethnographie de Genève integrierte Objekte, darunter ein Schmuckstück aus Raubtierzähnen und eine aus dem Oberschenkelknochen einer indigenen Frau geschnitzte Flöte, sowie unzählige Glasbehälter mit in Rum oder Essig eingelegten Proben der Flora und Fauna Surinames. Unter Letzteren findet sich auch ein in Zuckerlikör konservierter menschlicher Fötus afrikanischer Herkunft – ein Zeugnis dafür, wie Sklavinnen und Sklaven im Europa des 18. Jahrhunderts entmenschlicht wurden (Rassismus).

Quellen und Literatur

Weblinks
Normdateien
VIAF
Kurzinformationen
Variante(n)
Bénédict-Ami Butini (Taufname)
Familiäre Zugehörigkeit
Lebensdaten ∗︎ 21.5.1718 ✝︎ 1780

Zitiervorschlag

Bouda Etemad: "Butini, Ami", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 19.05.2025, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/061745/2025-05-19/, konsultiert am 19.07.2025.