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JeanTrembley

15.5.1719 Genf,1791 vermutlich Saint-Domingue (Haiti), reformiert, von Genf. Kaufmann in La Rochelle, Mitglied des Genfer Rats der Zweihundert, später Plantagenbesitzer auf Saint-Domingue.

Jean Trembley war der dritte Sohn der sieben Kinder des Jean-Jacques Trembley, Kleinrats, Beisitzers, Gerichtsschreibers, Generalkommissars und Generalprokurators, und der Jeanne-Elizabeth Perdriau, Tochter des Pierre Perdriau, Kleinrats, und der Adrienne De la Rive. Er war ein Enkel von Michel Trembley, Neffe von Jean Trembley und Cousin von Charles Bonnet, Abraham Trembley und Jacques-André Trembley. Er blieb unverheiratet, hatte aber womöglich einen unehelichen Sohn.

Fehlende finanzielle Mittel zwangen Trembley auf ein Studium der Medizin und Naturwissenschaften in Genf zu verzichten. Stattdessen knüpfte er an familiäre Verbindungen in La Rochelle an und versuchte dort als Kaufmann Fuss zu fassen (1744). 1752 erscheint er indessen als Mitglied des Genfer Rats der Zweihundert. Nach ausbleibendem Erfolg im Überseehandel, wanderte er 1754 in die französische Kolonie Saint-Domingue (Haiti) aus, die als «Perle der Antillen» galt (Kolonialismus). Mit bescheidenen Mitteln ausgestattet, erwarb bzw. pachtete er dort kleinere Plantagen, auf denen in Sklavenarbeit Indigo und Baumwolle angebaut wurden. Obwohl Saint-Domingue zu jener Zeit bei den Europäern als Schlaraffenland galt, blieben seine Gewinne aus 35 Jahren Plantagenwirtschaft bescheiden.

Auszüge aus einem Brief Jean Trembleys an seinen Cousin Charles Bonnet, Artibonite, 8. September 1785 (Bibliothèque de Genève, Ms. Bonnet 39, fol. 3r, 4v-5r).
Auszüge aus einem Brief Jean Trembleys an seinen Cousin Charles Bonnet, Artibonite, 8. September 1785 (Bibliothèque de Genève, Ms. Bonnet 39, fol. 3r, 4v-5r). […]

Zwei Briefwechsel gewähren Einblicke in Trembleys Denken und Handeln während seiner Zeit in der Karibik: Der eine legt irritiert Zeugnis von der kurzen, unglücklichen Handelspartnerschaft mit dem jungen französischen Plantagenbesitzer Charles-Léon Guiton alias de Maulévrier ab, den er auf der 1776-1777 gemeinsam betriebenen Indigoplantage als harten, profitgierigen Geschäftsmann erlebte; der andere umfasst die Korrespondenz der Jahre 1785-1791 mit seinem Cousin Charles Bonnet, dem er sehr zugeneigt war. Die Briefe zeichnen das Bild eines erfahrenen Plantagenbesitzers, der bei der Ausbeutung von Sklaven zur Mässigung rät. Der Gier und Härte seines französischen Geschäftspartners setzte Trembley eine seiner Meinung nach effizientere Methode der Sklavenhalterei entgegen: Die Versklavten sollten «sanft» und «menschlich» zur Arbeit angehalten und Strafen nur begründet und in einem angemessenen Verhältnis zu den Verfehlungen ausgesprochen werden. Obwohl er die Sklaverei grundsätzlich verurteilte, zog er ihre allfällige Abschaffung (Abolitionismus) nur langfristig und in kleinen Schritten in Betracht. In der Zwischenzeit, so urteilte er, solle man gegenüber den Sklavinnen und Sklaven in der Praxis «Sanftheit» walten lassen, deren Emanzipation jedoch nicht überstürzen. Als Besitzer einer Plantage mit versklavten Menschen überwand er diesen moralischen Widerspruch nie. Der Briefwechsel mit Bonnet offenbart darüber hinaus Trembleys Verbundenheit mit Saint-Domingue und seine Integration in die dortige koloniale Gesellschaft. Zur Sprache kommen dabei weniger seine Sorgen als Plantagenbesitzer als vielmehr Fragen der Wissenschaft und der Landeserschliessung. Neben Insekten- und Pflanzenbeobachtungen oder Wetteraufzeichnungen widmete er sich rund zehn Jahre den Möglichkeiten zur Bewässerung der grössten und trockensten Ebene von Saint-Domingue (Artibonite). Er gehörte zu den ersten Mitgliedern des Cercle des Philadelphes, einer 1784 auf Saint-Domingue gegründeten wissenschaftlichen Gesellschaft, die während des 18. Jahrhunderts die einzige derartige Institution in den französischen Kolonien bleiben sollte.

Quellen und Literatur

  • Trembley, Jean: Essais hydrauliques pour la plaine de l'Artibonite, 1781.
  • Debien, Gabriel: Etudes antillaises (XVIIIe siècle), 1956, S. 48-63 (Korrespondenz mit Charles-Léon Guiton alias de Maulévrier).
  • Debien, Gabriel (Hg.): Jean Trembley. Lettres publiées avec une introduction par Gabriel Debien, 1956 (bei der Bibliothèque de Genève hinterlegte Broschüre; Korrespondenz mit Charles Bonnet).
  • Geisendorf, Paul-Frédéric: Les Trembley de Genève de 1552 à 1846, 1970.
  • Etemad, Bouda: De Rousseau à Dunant. La colonisation et l’esclavage vus de Genève, 2022, S. 35-51.
Weblinks

Zitiervorschlag

Bouda Etemad: "Trembley, Jean", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 22.01.2025, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/061748/2025-01-22/, konsultiert am 13.02.2025.