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TrudiWitta

13.10.1908 Olten, 15.11.2002 Olten, reformiert, von Strengelbach, nach der Heirat von Uznach. Solothurner Sozialdemokratin und Vorkämpferin für das Frauenstimmrecht.

Trudi Witta-Humm und ihr Ehemann Max Witta, fotografiert in den 1930er Jahren auf dem Weg zur Belchenflue (Archiv Gosteli-Foundation, Worblaufen).
Trudi Witta-Humm und ihr Ehemann Max Witta, fotografiert in den 1930er Jahren auf dem Weg zur Belchenflue (Archiv Gosteli-Foundation, Worblaufen).

Gertrud Marie (genannt Trudi) Humm war das erste Kind des Rudolf Humm, Zugführers bei den Schweizerischen Bundesbahnen (SBB), und der Marie geborene Engimann, Hausfrau. Sie wuchs mit drei Geschwistern in Olten in einer politisch aktiven Familie auf. Ihr Vater war Gewerkschafter, Mitglied des Schweizerischen Zugpersonalverbands (SZPV) und Präsident des SZPV Olten. Ihre Mutter war Mitgründerin des Arbeiterinnenvereins Olten und Sekretärin des Proletarischen Frauenbunds des Kantons Solothurn. Nach dem Besuch der Primar- und Bezirksschule absolvierte Trudi Humm eine Lehre als Modistin, die sie mit Auszeichnung abschloss. Als politisch interessierte Jugendliche trat sie der Sozialistischen Jugend bei. 1927 heiratete sie den Primarlehrer und Sozialdemokraten Max Witta, Gemeinderat und langjährigen Statthalter von Olten. Das Paar hatte vier Kinder, von denen drei das Erwachsenenalter erreichten; es wohnte ab 1946 in einem Eigenheim und unterstützte sich gegenseitig im politischen Engagement.

Als Modistin konnte Trudi Witta wegen des damals geltenden Berufsverbots für Ehefrauen von Staatsangestellten nicht tätig werden. Hingegen besuchte sie nach der Heirat politische Weiterbildungskurse. Ab 1936 war sie Mitglied der Kindergartenkommission Olten und wurde in den 1950er Jahren zu deren Präsidentin gewählt (Kindergarten). Während des Zweiten Weltkriegs engagierte sie sich besonders für das Schweizerische Arbeiterhilfswerk (SAH). Vielfältig waren ihre Führungsaufgaben innerhalb der Sozialdemokratischen Partei (SP) und der Frauenbewegung. Witta war ab 1942 Aktuarin und ab 1952 Vizepräsidentin der SP-Frauengruppe Olten und präsidierte diese 1960-1971. Auf kantonaler Ebene amtierte sie ab 1942 als Aktuarin sowie 1945-1971 als Präsidentin der Solothurner SP-Frauengruppe. Sie sass in der Geschäftsleitung der SP Olten und 1950-1971 in der Geschäftsleitung der SP des Kantons Solothurn. Sie war Mitglied der Zentralen Frauenkommission der SP-Frauen Schweiz, wirkte während sieben Jahren als Vizepräsidentin des Verbands für Frauenbestrebungen Olten und war Vorstandsmitglied der Solothurner Frauenzentrale (Frauenzentralen der Schweiz) sowie der Genossenschaft Pressunion Frauenrecht, welche die Zeitschrift Die Frau in Leben und Arbeit herausgab. Weiter gehörte sie als eine der ersten Solothurnerinnen einem Schwurgericht an und war in weiteren Kommissionen tätig (u.a. 1954-1977 in der Kommission des Kantonsspitals Olten).

Ihr wichtigstes politisches Ziel, die Einführung des Frauenstimmrechts, verfolgte Trudi Witta mit grosser Hartnäckigkeit. Von harschen Reaktionen und Kritik nicht entmutigt, leistete sie jahrelang Überzeugungsarbeit und kämpfte überparteilich für ihr Anliegen. Nach 1945 gelang es der sozialdemokratischen Frauenbewegung unter Witta, das Frauenstimmrecht wieder ins kantonale SP-Parteiprogramm aufzunehmen, nachdem diese Forderung Ende der 1920er Jahre fallengelassen worden war. Die Vorlage scheiterte 1948 auf kantonaler Ebene zwar knapp an der Urne, führte aber zur ersten breiten Diskussion des Themas im Kanton Solothurn. Im Vorfeld der nationalen Abstimmungen 1959 und 1971 spielte Witta dank ihrer öffentlichen Funktionen und ihrer breiten Vernetzung eine wichtige Rolle in der Mobilisierung der Befürworter. Besonders eng arbeitete sie 1959 mit der liberalen Oltner Ärztin Maria Felchlin zusammen, die gemeinsam mit ihr Vorstandsmitglied im Verband für Frauenbestrebungen Olten war. Nach Annahme des Frauenstimmrechts 1971 verzichtete Witta aufgrund ihres Alters auf eine Kandidatur für den Oltner Gemeinderat, blieb aber weiterhin politisch aktiv.

Quellen und Literatur

  • Archiv Gosteli-Foundation, Worblaufen, Trudi Witta-Humm.
  • Schweizerisches Sozialarchiv, Zürich, SP Frauen Schweiz.
  • Staatsarchiv Solothurn, Solothurn, Akten SP Kanton Solothurn; Schweizerischer Frauenrechtsverband, Sektion Solothurn und Olten.
  • Stadtarchiv Olten, Olten, Protokolle der Kindergartenkommission.
  • Oettli, Mascha: «Trudi Witta zum sechzigsten Geburtstag», in: Die Frau in Leben und Arbeit, 40/10, 1968, S. 5.
  • Lätt, Jean-Maurice: 120 Jahre Arbeiterbewegung des Kantons Solothurn. Für eine demokratische und solidarische Welt, 1990, v.a. S. 286-294.
  • Oltner Tagblatt, 28.7.1994; 18.9.1995; 12.12.2002.
Weblinks
Kurzinformationen
Variante(n)
Gertrud Marie Humm (Geburtsname)
Trudi Witta-Humm (Ehename)
Lebensdaten ∗︎ 13.10.1908 ✝︎ 15.11.2002

Zitiervorschlag

Edith Hiltbrunner: "Witta, Trudi", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 28.05.2025. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/061937/2025-05-28/, konsultiert am 13.07.2025.