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AlbertSchaffter

28.7.1823 Bern, 31.7.1897 Nashville, reformiert, von Moutier, ab 1881 Bürger der USA. Theologe und Literaturwissenschaftler sowie Pfarrer und Hochschullehrer.

Fotoporträt von Albert Schaffter, um 1890. Reproduktion der Société anonyme des arts graphiques (Sadag), gegründet 1894 von Frédéric Thévoz in Genf (Staatsarchiv Bern, T.B. Personen 962).
Fotoporträt von Albert Schaffter, um 1890. Reproduktion der Société anonyme des arts graphiques (Sadag), gegründet 1894 von Frédéric Thévoz in Genf (Staatsarchiv Bern, T.B. Personen 962).

Albert Antoine Amédée Schaffter war der Sohn des August Ferdinand Schaffter, reformierten Pfarrers und prägenden Person der Berner Erweckungsbewegung, und der Sophia geborene Neuhaus; zu seinen Taufpaten gehörte Antoine Jean-Louis Galland. Schaffter besuchte das Institut von Karl Wilhelm Bouterwek in Wabern sowie das Gymnasium in Bern und studierte 1842-1846 Theologie an der Universität Bern. Nach seiner Wahl ins Predigtamt der bernischen Landeskirche 1846 bot ihm der protestantische Bischof von Jerusalem – Samuel Gobat – an, als Hauslehrer und Kaplan der deutschsprachigen Gemeinde des anglo-preussischen Bistums ins Heilige Land zu reisen, was er noch im gleichen Jahr tat. Da die in der Schweiz erfolgte Ordination jedoch nicht anerkannt wurde, nutzte er die Zeit für Studien und kehrte 1847 zurück. Er verfasste darauf in Bonn eine Arbeit mit dem Titel Die ächte Lage des heiligen Grabes, womit er 1849 an der philosophischen Fakultät der Universität Bern promovierte.

Im gleichen Jahr besuchte er London und weitere Städte. Anschliessend hielt sich Schaffter einige Monate als Vikar in Moutier bei Pfarrer Henri-Louis Moschard sowie in Bern bei seinem ernstlich erkrankten Vater auf, der dort Pfarrer an der französischen Kirche war. 1850-1854 wirkte er als reformierter Pfarrer an der holländisch-deutschen Kirche in Livorno und bereiste darauf einige nordamerikanische Städte. Schaffter arbeitete 1854 erneut als Vikar bei seinem Vater und trat 1855 eine Stelle als Pfarrer der französischen Kirche in Neapel an. Zwischen 1857 und 1860 war er als Prediger in Florenz bei der preussischen Gesandtschaft im Grossherzogtum Toskana tätig sowie zwischen 1860 und 1863 als Pfarrer in Moutier. Anfang 1863 heiratete er Clara Margaretha Bischoff, Tochter des Bankiers und Bandfabrikanten Johann Jakob Bischoff und der Caroline geborene Kestner. Das Paar hatte drei Kinder.

Schaffter wurde 1863 zum ausserordentlichen Professor für Theologie in französischer Sprache sowie für französische Sprache und Literatur an der Universität Bern berufen, 1873 folgte die Ernennung zum ordentlichen Professor für romanische Sprachen und englische Literatur (Literaturwissenschaft). 1866-1867 stand er der burgerlichen Mädchenschule vor. Daneben war er ab 1866 Mitglied der Berner Freimaurerloge Zur Hoffnung. Als 1873 die Geographische Gesellschaft Bern unter seiner Federführung gegründet wurde, wählte ihn diese zu ihrem Präsidenten (Geografie). Zwei Jahre später wanderte er aus Sorge um die Gesundheit seiner Familie nach Beersheba Springs, einem Kurort in Tennessee, aus. An der University of the South im nahegelegenen Sewanee wurde Schaffter 1881 zum Honorarprofessor für Deutsch, Italienisch und Französisch sowie für französische Literatur ernannt. Auf Ersuchen des eidgenössischen Gesandten in Washington, Emil Frey, übte Schaffter 1882-1883 die Funktion als Legationsrat in Washington aus.

Die ächte Lage des heiligen Grabes. Eine historisch-archæologische Untersuchung. Titelblatt und Jerusalemkarte im Anhang der Doktorarbeit von Albert Schaffter, veröffentlicht 1849 bei Stämpfli in Bern (Schweizerische Nationalbibliothek, Bern).
Die ächte Lage des heiligen Grabes. Eine historisch-archæologische Untersuchung. Titelblatt und Jerusalemkarte im Anhang der Doktorarbeit von Albert Schaffter, veröffentlicht 1849 bei Stämpfli in Bern (Schweizerische Nationalbibliothek, Bern). […]

Auf Vorschlag von Charles Todd Quintard, dem Bischof der episkopalen Diözese von Tennessee, wurde Schaffter 1893 in Nashville als Diakon ordiniert und ins Priesteramt aufgenommen. Quintard übertrug ihm daraufhin die Leitung der Hoffmann Hall, einer Einrichtung zur Ausbildung afroamerikanischer Geistlicher. Albert Schaffter war ein transnational agierender Akteur, der sich erfolgreich in unterschiedlichen Feldern wie der Theologie und Literaturwissenschaft sowie der Politik und Pädagogik bewegte.

Quellen und Literatur

Weblinks
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Zitiervorschlag

Thomas Klöti: "Schaffter, Albert", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 31.03.2025. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/061971/2025-03-31/, konsultiert am 24.05.2025.