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MarcWarnery

23.5.1797 Morges, vor März 1836 in Suriname, reformiert, von Morges. Direktor mehrerer Plantagen, auf denen Sklavinnen und Sklaven arbeiteten.

Marc Warnery war der Sohn des Jules Henri Warnery, Leutnants in französischen Diensten, Richters und Stadtrats von Morges, und der Françoise Blanchenay, deren in Morges alteingesessene, ursprünglich aus Savoyen stammende Familie im Kanton Waadt verschiedene Richter, führende Politiker und Ingenieure hervorgebracht hatte. Warnery wuchs als jüngerer Bruder von zwei Schwestern auf, deren eine kurz nach der Geburt starb. Er blieb unverheiratet. Bereits als junger Erwachsener im Handel tätig, liess er sich in Versoix nieder und investierte Familienkapital in ein Lebensmittelgeschäft, das jedoch bald bankrott ging. Die Betreibungen mehrerer Gläubiger zwangen die Warnerys, einen Teil ihrer Besitzungen in Tolochenaz (Gut Riond-Bosson) zu verkaufen und eine Pension in Morges zu eröffnen.

Auszug aus einem Brief von Marc Warnery aus Suriname an seinen Cousin Correvon de Martines, 1. Mai 1827 (Bibliothèque cantonale et universitaire Lausanne, IS 5455/12, fol. 2-3).
Auszug aus einem Brief von Marc Warnery aus Suriname an seinen Cousin Correvon de Martines, 1. Mai 1827 (Bibliothèque cantonale et universitaire Lausanne, IS 5455/12, fol. 2-3). […]

Um die finanziellen Verhältnisse wieder ins Lot zu bringen, schickte die Familie Marc Warnery in die niederländische Kolonie Suriname, wo er ab 1823 als Aufseher (blanc-officier) und ab 1826 als Direktor nacheinander auf diversen Plantagen tätig war, auf denen mit Hilfe zahlreicher versklavter Menschen (Sklaverei) Kaffee, Zuckerrohr (Zucker) oder Baumwolle angebaut wurde. Einer seiner Arbeitgeber war der in Paramaribo ansässige Neuenburger Kaufmann Alfred Jacques Henri Berthoud, der mehrere Plantagen besass. Mit diesem zerstritt sich Warnery ebenso wie mit den anderen Grundbesitzern, für die er arbeitete, und zog erfolglos und ohne die Erwartungen der Familie zu erfüllen von einer Plantage zur anderen. Er starb 13 Jahre nach seiner Ankunft in Suriname, vermutlich an Malaria. Die Briefe, die er an seine Familie in Morges schickte, bieten einen interessanten Einblick in die gesellschaftlichen Strukturen und Lebensumstände, wie sie auf den Plantagen der Kolonie herrschten (Kolonialismus). Der überwiegende Teil der Korrespondenz ist an seinen Vater und an seine Mutter gerichtet, einige wenige Briefe an seine Schwester Louise Marie Augustine Warnery und an einen Cousin. Darin beschreibt er detailreich, wie sich der Alltag auf den jeweiligen Plantagen gestaltete; so etwa die Arbeit, die die Sklavinnen und Sklaven unter schweren Bedingungen verrichteten, seine eigene Tätigkeit als Aufseher, sein Verhältnis zu anderen europäischen Angestellten oder zu den Plantagenbesitzern. Ebenfalls zur Sprache kommen Feste und religiöse Zeremonien, wobei er unterstreicht, dass die Versklavten für die Evangelisierungsbestrebungen der Herrnhuter Brüdergemeine wenig empfänglich seien (Missionen). Viel Platz widmet er schliesslich seinem Freund Berthoud, dessen Erfolg und glückliche Heirat er hervorstreicht. Von besonderem Interesse sind Warnerys Bemerkungen zu den Aufständen und Fluchtversuchen der versklavten Menschen sowie zu den ihnen von den Kolonialherren auferlegten Strafen.

Quellen und Literatur

  • Bibliothèque cantonale et universitaire Lausanne, Lausanne, Marc Warnery.
  • Warnery, Marc: Seul au milieu de 128 nègres. Un planteur vaudois en Guyane hollandaise au temps de l'esclavage. Lettres à ses parents, 1823-1835, hg. von Thomas David, Olivier Pavillon und Janick Marina Schaufelbuehl, 2008.
  • Pavillon, Olivier: Des Suisses au cœur de la traite négrière. De Marseille à l'Île de France, d'Amsterdam aux Guyanes (1770-1840), 2017, S. 126-134.
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Zitiervorschlag

Olivier Pavillon: "Warnery, Marc", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 17.02.2025, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/061975/2025-02-17/, konsultiert am 20.03.2025.