1771 Genf (?),22.7.1840 Moudon, reformiert. Besitzerin einer Zuckerrohr- und Kaffeeplantage auf der Ile de France (Mauritius).
Sophie-Adrienne Larguier des Bancels war die Tochter des Pierre-Frédéric Larguier des Bancels und der Adrienne Sophie Dorothée Richard sowie die Schwester des Antoine-Frédéric Larguier des Bancels. Sie wuchs in Genf auf und reiste 1801 nach der Ile de France, um sich um ihren betagten Vater zu kümmern. Im Jahr darauf heiratete sie Fiacre François Alexandre Martinet, einen Händler aus Port-Louis, Sohn des Kolonialwarenhändlers François Nicolas Martinet und der Marie Marguerite Lefevre. Das Paar hatte drei Kinder (Sophie, Frédéric und Louis Alexandre Martinet), die alle auf der Ile de France zur Welt kamen. Pierre-Frédéric Larguier des Bancels vermachte seinen Erben eine Plantage in Trois-Ilôts (Bezirk Flacq) mit etwa 20 Sklavinnen und Sklaven. Sophie-Adrienne Larguier des Bancels und ihr Ehemann verkauften die Hinterlassenschaft, um mit dem Erlös eine grössere Kaffee- und Zuckerrohrplantage in Mont-Rose (Bezirk Plaines Wilhems) im Innern der Insel zu erwerben. Nach dem Tod ihres Mannes 1817 wurde Sophie-Adrienne von ihrem Bruder Jean-Samuel Larguier des Bancels bei der Bewirtschaftung der Besitzungen und dem Export (Überseehandel) von Kaffee und Zucker unterstützt. Dieser hatte in Lausanne als Rechtsagent und Händler gearbeitet und war 1815 auf die Insel nachgefolgt, um seiner Schwester zu helfen sowie seinen Anteil am Erbe zu sichern. Nach seiner Abreise 1818 führte Sophie-Adrienne die Geschäfte allein weiter. Wiederkehrende Zyklone und mehrere Sklavenaufstände, die 1835 zur Abschaffung der Sklaverei durch die Engländer führten (Abolitionismus), erschwerten ihre Position als Witwe an der Spitze einer Plantage zusätzlich. Die Briefe an ihren Bruder Jean-Samuel Larguier des Bancels, der später Richter in Lausanne und Präfekt von Nyon wurde, zeugen von diesen Schwierigkeiten sowie von der politischen und wirtschaftlichen Situation auf der Insel zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Mit der Zwangsversteigerung der Plantage 1820 wurde Sophie-Adrienne schliesslich ihres Besitzes sowie ihrer Sklavinnen und Sklaven enteignet. Der Tod ihres jüngsten Sohns Louis Alexandre Martinet 1836 auf See bewog sie zur Heimreise in die Schweiz mit ihrer Tochter Sophie. Diese kehrte nach dem Ableben der Mutter 1840 in Moudon zu ihrem Bruder Frédéric Martinet auf die Ile de France zurück.
Die zahlreichen Briefe von Sophie-Adrienne Martinet Larguier des Bancels und ihrem Vater an die Familie in Saint-Germain-de-Calberte und Lausanne vermitteln ein anschauliches Bild vom Leben und Wirken der Auswanderer (Händler, Plantagen- und Sklavenbesitzer) auf der Ile de France (Kolonialismus) sowie von den Jahren vor und nach der Abschaffung der Sklaverei 1835.