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JosephineKeiser

12.2.1875 Flüelen, 30.6.1967 Zug, katholisch, von Zug. Pionierin des Gesundheits- und Bildungswesens im Kanton Zug und einflussreiche Akteurin der katholischen Frauenbewegung.

Leidbild von Josephine Keiser. Fotografie von Eugen Grau, um 1910 (Bibliothek Zug, Zuger Sammlung und Dokumentation).
Leidbild von Josephine Keiser. Fotografie von Eugen Grau, um 1910 (Bibliothek Zug, Zuger Sammlung und Dokumentation).

Josephine Keiser, Tochter des Hauptmanns der päpstlichen Schweizergarde Karl Keiser und der Hotelfachfrau Berta geborene Henggeler, wuchs mit zwei Brüdern in gutbürgerlichen Verhältnissen in Luzern und Zug auf. Zur Zeit ihrer Geburt führten die Eltern das Hotel Urnerhof in Flüelen, später eine Weinhandlung in Luzern. 1886-1890 genoss Josephine Keiser eine höhere Bildung am Institut der Lehrschwestern vom Heiligen Kreuz in Menzingen. Nach dem Tod ihres Vaters folgte 1891-1892 ein weiteres Ausbildungsjahr am Institut San Lorenzo in Sondrio. Keiser ging keine standesgemässe Ehe ein, sondern blieb unverheiratet und kinderlos. Dem Leitbild einer «sozialen Mütterlichkeit» folgend, wonach Frauen die Fürsorgetätigkeit zugeschrieben wurde (Geschlechterrollen), wirkte sie zeitlebens sozial-karitativ (Fürsorge). Als junge Frau war sie in der Sonntagsvereinigung junger Mädchen aktiv und gehörte 1895 zu den Gründerinnen der Marianischen Jungfrauenkongregation Zug, die sie auch präsidierte.

Während Jahrzehnten engagierte sich Josephine Keiser in diversen Funktionen für die Verbesserung des Bildungs- und Gesundheitswesens für Frauen im Kanton Zug. Auf ihrem Weg wurde sie von ihrem Beichtvater Carl Müller unterstützt. Als dieser 1910 beim Zuger Frauenhilfsverein das Präsidium übernahm, fand er in Keiser eine motivierte Mitarbeiterin. Der Vereinszweck bestand darin, Hilfsbedürftige jeder Art zu unterstützen und gemeinnützige Unternehmungen zu fördern. Aus dem Frauenhilfsverein ging im selben Jahr der Verein für Kranken- und Wochenpflege im Kanton Zug hervor, der unter der Direktion Keisers für die Stadt und den Kanton Zug Pflegerinnen ausbildete, die auch Hausdienst betrieben. Keiser war zudem an der Gründung der Schule für Kinderkrankenpflege, Wochen- und Säuglingspflege Liebfrauenhof (1923-1996) und an der Klinik Liebfrauenhof (1924-1998) beteiligt. Diese Einrichtungen erfüllten zwei gesellschaftliche Bedürfnisse gleichzeitig: Einerseits fanden Frauen höherer Schichten neue Berufsmöglichkeiten (Frauenerwerbsarbeit), andererseits wurden Verbesserungen im Gesundheitswesen erreicht. Nach dem Tod Müllers 1929 übernahm Keiser die alleinige Verantwortung für die beiden Einrichtungen. Auch der Neubau der Klinik Liebfrauenhof 1936 ist ihrer Initiative zu verdanken. 1948 übergab sie die Leitung der Schule und der Klinik dem Schwesternbund Unserer Lieben Frau von Zug.

Zusammen mit anderen Frauen der katholischen Frauenvereine in Zug gründete Josephine Keiser 1905 die Gesellschaft Marienheim (ab 1908 Genossenschaft Marienheim), die sich für die Fürsorge für Frauen einsetzte. Fabrikarbeiterinnen, Lehrtöchter und mittellose Dienstmädchen fanden in dem Heim eine preiswerte Unterkunft. Die Initiantinnen zielten gleichzeitig darauf hin, die Rolle von Frauen in Haushalt und Familie zu stärken. An der 1909 in den Räumlichkeiten des Hauses etablierten Haushaltungsschule, in der auch Schwestern vom Heiligen Kreuz in Menzingen tätig waren, konnten sich Frauen in Hauswirtschaft ausbilden. Keiser wirkte zusätzlich als Inspektorin für die kantonalen Arbeits- und Hauswirtschaftsschulen und engagierte sich bei der Pro Juventute.

Politisch war Josephine Keiser in der katholischen Frauenbewegung aktiv. Sie gehörte dem Zentralkomitee des 1912 gegründeten Schweizerischen Katholischen Frauenbunds (SKF) an und amtierte als Präsidentin des 1900 etablierten katholischen Mädchenschutzvereins im Kanton Zug sowie als Kassierin des 1913 ins Leben gerufenen Zuger Kantonalen Frauenbunds. Keiser war eine der wichtigen Figuren der Zentralschweizer Frauenbewegung und verbesserte die Berufsmöglichkeiten für Frauen wie auch das Gesundheits- und Fürsorgewesen. Für ihr Engagement waren Vorstellungen über eine «wesensmässige» Eignung von Frauen für die Fürsorgearbeit sowie über das Ideal der christlichen Caritas wegweisend.

Quellen und Literatur

  • Archiv der Stiftung Santa Maria Zug, Zug.
  • Stadtarchiv Zug, Zug, Nachlassdossier Bonaventura Maria Bertha Josephine Keiser (1875-1967), E.14-2.1450.
Weblinks
Kurzinformationen
Variante(n)
Bonaventura Maria Bertha Josephine Keiser (Taufname)
Familiäre Zugehörigkeit
Lebensdaten ∗︎ 12.2.1875 ✝︎ 30.6.1967

Zitiervorschlag

Stephanie Müller: "Keiser, Josephine", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 31.01.2025. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/062018/2025-01-31/, konsultiert am 13.02.2025.