21.7.1934 Amden, 26.4.2017 Zürich, von Signau. Bildende Künstlerin, feministische Aktivistin, Mitbegründerin der F+F Schule für experimentelle Gestaltung Zürich und der Frauenbefreiungsbewegung.

Doris Kloetzer war die jüngste von zwei Töchtern des Eduard Kloetzer, Heilpädagogen, und der Gertrud geborene Gygax. Ihr erstes Lebensjahr verbrachte sie in Amden, wo die Eltern ein Heim für «schwererziehbare» Kinder führten. Nach dem Unfalltod ihres Vaters lebte sie vorerst getrennt von der Mutter und der Schwester bei ihren Grosseltern väterlicherseits in Bottmingen, zog 1942 nach der zweiten Heirat ihrer Mutter aber zu ihr nach Chur. Nach Abbruch des Gymnasiums studierte sie ab 1952 Fotografie an der Kunstgewerbeschule Zürich und legte 1955 die Abschlussprüfung ab. Den Künstler und Kunstvermittler Serge Stauffer, den sie 1954 heiratete, hatte sie am Studienort kennengelernt, die drei gemeinsamen Kinder kamen 1955, 1957 und 1959 zur Welt. Ab 1969 unterrichtete das Paar an der Kunstgewerbeschule Zürich die Fachklasse «Farbe und Form». Nachdem die Schulleitung ihnen wegen ihrer Unterrichtsmethoden und ihres politischen Aktivismus gekündigt hatte, gründeten sie 1971 mit anderen die F+F Schule für experimentelle Gestaltung Zürich. Im Gegensatz zur staatlich anerkannten Kunstgewerbeschule kannte die private Einrichtung keine Zulassungsbedingungen; ihr Schwerpunkt lag auf dem kollektiven und performativen Kunstschaffen und nicht auf der Berufsorientierung.
Doris Stauffer war Teil der feministischen Kunstbewegung der 1970er Jahre. Die Erfahrungen als junge Mutter prägten ihre künstlerischen und feministischen Aktivitäten. Aus Alltagsgegenständen wie Besteck, Nadeln und Garn stellte sie Assemblagen her. Zunehmend unzufrieden mit ihrem «Hausfrauendasein» kam sie in Kontakt mit Feministinnen der Neuen Frauenbewegung (Feminismus). 1969 war sie Mitbegründerin der Frauenbefreiungsbewegung (FBB). Wie andere Künstlerinnen der Feministischen Avantgarde brach sie subversiv und humorvoll mit der gängigen Ästhetik und setzte neue Medien wie Fotografie, Installationen und Aktionen ein (Zeitgenössische Kunst). Sie thematisierte die untergeordnete Stellung der Frau in Staat, Gesellschaft und Familie, Schönheitszwänge und Körperideale sowie die Selbstermächtigung der Frau, 1975 etwa mit dem Guckkasten Patriarchales Panoptikum oder den gestrickten Peniswärmern (Geschlechterrollen). 1977 führte sie an der F+F «Hexenkurse» durch, um Frauen in ihren Fähigkeiten und ihrem Selbstbewusstsein zu stärken; Männer waren nicht zugelassen. Ab den 1980er Jahren zog sie sich weitgehend aus der Öffentlichkeit zurück, blieb aber weiterhin publizistisch tätig.
Der Kunstbetrieb stempelte Stauffers Schaffen lange als «Frauenkunst» ab. Kritik erfuhr sie auch aus den eigenen Reihen: Einzelne Feministinnen, auch aus dem Umfeld der FBB, warfen ihr vor, mit den verwendeten «weiblichen Materialien» Geschlechterstereotype zu reproduzieren. Nach der Jahrtausendwende erlebte Stauffers vielfältiges Schaffen eine Renaissance; ihr Einsatz für die Frauenbewegung wurde gewürdigt. Auch ihre Kunst stiess auf grosses Interesse, so 2013 in der Ausstellung Serge Stauffer – Kunst als Forschung in Zürich. 2014 folgte eine Einzelausstellung in Zürich, 2019 eine in Paris. 2015 erhielt Stauffer für ihr Lebenswerk den Preis für besondere kulturelle Verdienste der Stadt Zürich.