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PaulusZüblin

12.9.1709 St.Gallen, 2.8.1760 Nieuw Amsterdam, reformiert, von St. Gallen. Plantagenbesitzer, Sklavenhalter und Justizrat in der niederländischen Kolonie Berbice.

Paulus Züblin war der Sohn des Zeugmachers Ambrosius Züblin und der Anna Magdalena Spengler sowie der Enkel des St. Galler Bürgermeisters Jacob Züblin. Über seine Kindheit und Jugend in St. Gallen ist nichts bekannt. In seinen Zwanzigern wanderte er – wie andere St. Galler – über Holland in die niederländische Kolonie Berbice (Guyana) aus (Auswanderung). Dort beantragte Paulus Züblin 1735 zusammen mit dem in Amsterdam lebenden Schweizer Kaufmann Nicolaas Huber Land für je eine Plantage von 200 Hektaren samt Sklavinnen und Sklaven (Sklaverei), welches ihnen die Sozietät von Berbice 1736 zusprach (Kolonialismus). Die Grundstücke wurden 1740 vermessen und erschienen bereits ab dem gleichen Jahr auf verschiedenen Karten als Kaffee- und Nahrungsmittelplantagen am Mittellauf des Berbice-Flusses, ca. fünf Kilometer nördlich von Fort Nassau. Züblin fand in dieser Region ein eidgenössisches und vor allem stadtsanktgallisches Netzwerk vor: Gegenüber seiner Plantage Zublis Lust lag die Kaffee- und Baumwollplantage Helvetia, seit 1737 in den Händen von Angehörigen der St. Galler Familien Rietmann, Högger und Schlumpf. In unmittelbarer Nähe befand sich Slingelant von Thomas Ott aus dem Schaffhauser Zweig der Familie Ott. Weiter flussaufwärts lagen Engeleburgh und Altenklingen, die unter der Verwaltung von Robert Sollicoffre aus der St. Galler Kaufmannsfamilie Zollikofer standen.

Ein Wechselbrief von 1750 verzeichnet auf Zublis Lust und auf der von Züblin für Huber verwalteten Plantage Hubers Burgh rund 50 versklavte Menschen indigener und vor allem afrikanischer Herkunft. 1743 beantragte Züblin die Freilassung eines Kindes namens Paulus, Sohn einer auf Züblins Plantage versklavten Indigenen, und die Freilassung eines Jungen namens Nicolaas, dessen Mutter eine Sklavin namens Anna auf der Plantage Hubers Burgh war. Beiden Anträgen, welche auf mindestens eine Vaterschaft Züblins hinweisen, wurde stattgegeben. Züblin war in der Kolonie ein angesehener Mann und wurde 1747 als Justizrat Mitglied des Gremiums, das zusammen mit dem Gouverneur die Geschicke der Kolonie lenkte. 1749 heiratete er in Fort Nassau die Niederländerin Cornelia Gertrud Versteer, die Tochter des aus einer Müllersfamilie stammenden Offiziers Jan Justus Versteer und der Johanna Dorothea Lössner. Das Paar hatte sechs zwischen 1750 und 1760 in Berbice geborene Kinder, wovon eines bald nach der Geburt verstarb. Seine Tochter Magdalena Johanna Züblin heiratete Johann Georg Zollikofer von Altenklingen.

In den 1750er Jahren wohnte Züblin mehrheitlich in Nieuw Amsterdam und arbeitete als Administrator der Zuckerplantage De Herstelling (Zucker), der damals wohl grössten Plantage der Kolonie. Nach Züblins Tod wurde der St. Galler Jakob Stähelin für kurze Zeit Verwalter der beiden Plantagen Zublis Lust und Hubers Burgh. Züblins Bruder Ambrosius sowie der zweite Ehemann von Cornelia Gertrud Versteer, Adriaan Gillissen, der anschliessend Zublis Lust verwaltete, wurden beide 1763 während des Sklavenaufstands in Berbice getötet. 1786 übernahm der Zürcher Johann Conrad Winz die Plantage. Züblins Witwe Cornelia Gertrud Versteer sowie ihr zweitjüngster Sohn Paulus Züblin, der Zublis Lust vermutlich bis dahin geführt hatte, blieben bis in die 1790er Jahre im Plantagengeschäft in Berbice engagiert, während sich die meisten übrigen Kinder in den Niederlanden niederliessen. Paulus Züblin gilt daher als Begründer der holländischen Linie der Familie Züblin.

Quellen und Literatur

  • Ottens, Reinier; Ottens, Josua: «Landkaart van de Volkplantingen Suriname en Berbice», in: Salmon, Thomas: Hedendaagsche Historie of Tegenwoordige staat van Amerika, Bd. 2, 1767, S. 510.
  • Williams, James: Dutch Plantations on the Banks of the Berbice and Canje Rivers in the Country known since 1831 as the Colony of British Guiana and the Village evolved from the Plantation, 1940.
  • Bodmer, Walter: «Schweizer Tropenkaufleute und Plantagenbesitzer in Niederländisch-Westindien im 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts», in: Acta Tropica, 3/4, 1946, S. 289-321.
  • Fässler, Hans: Reise in Schwarz-Weiss. Schweizer Ortstermine in Sachen Sklaverei, 2005, S. 54-55, 107.
  • Kars, Marjoleine: Blood on the River. A Chronicle of Mutiny and Freedom on the Wild Coast, 2020, S. 65.
Weblinks
Kurzinformationen
Familiäre Zugehörigkeit
Lebensdaten ∗︎ 12.9.1709 ✝︎ 2.8.1760

Zitiervorschlag

Hans Fässler; Klaus Stuckert: "Züblin, Paulus", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 12.11.2024. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/062204/2024-11-12/, konsultiert am 09.12.2024.