20.11.1902 Altdorf, 4.7.1993 Altdorf, katholisch, von Altdorf, nach der Heirat von Staffelbach. Kauffrau, Verwaltungsrätin sowie sozial und kulturell engagierte Stifterin und Mäzenin.

Selina Gamma wuchs als jüngstes von vier Kindern des Landammanns und Nationalrats Martin Gamma und der Emma geborene Linherr in Altdorf auf. Der Vater kämpfte als freisinniger Politiker und Redaktor der Wochenzeitung Gotthard-Post gegen die katholisch-konservative Elite in Uri. Der väterliche Einsatz für demokratische Rechte diente der jüngsten Tochter als Vorbild. Selina Gamma absolvierte nach Schulabschluss und einem Sprachaufenthalt in der französischsprachigen Schweiz eine kaufmännische Ausbildung im Betrieb ihres Vaters und lernte dabei den reformierten und späteren freisinnigen Politiker Adolf Dätwyler kennen, der ab 1915 Direktor der Schweizerischen Draht- und Gummiwerke AG in Altdorf war. Diese entwickelte sich in den Folgejahren zum grössten Urner Unternehmen und wurde 1946 in Dätwyler AG umbenannt. Das Paar heiratete 1924 und hatte drei Kinder.
Selina Dätwyler-Gamma widmete sich der Familienarbeit und der Erziehung ihrer Kinder. Daneben setzte sie sich couragiert für Frauenanliegen, Notleidende sowie für die Interessen der Angestellten des Unternehmens ein (Dätwyler). Während des Zweiten Weltkriegs engagierte sie sich mit Organisationsgeschick und guten Beziehungen nach Bundesbern unter anderem für die Soldatenhilfe Uri, der sie als Präsidentin vorstand. Unter ihrer Leitung entstand ein Netz von Ortsgruppen, aus dem der freiwillige Frauenhilfsdienst des Kantons Uri hervorging. Überdies sorgte sich Dätwyler-Gamma um das Schicksal der Internierten und unterstützte tatkräftig die Durchführung von Soldatenweihnachten sowie Hilfsaktionen für Kriegsgeschädigte. Mit einer grosszügigen Spende für die Errichtung des Urner Kinder- und Familienhilfswerks im Jahr 1952 half sie zudem mit, den Grundstein für eine zeitgemässe Sozialarbeit in Uri zu schaffen. Sie amtierte als Präsidentin des Fürsorgefonds der Dätwyler AG, der Unterstützung bei Hilfsbedürftigkeit leistete, und war im Vorstand von Pro Juventute Uri. Auch in späteren Jahren beteiligte sie sich an verschiedenen sozialen Projekten, darunter 1982 mit einem namhaften Betrag am Bau des Alters- und Pflegeheims Rosenberg in Altdorf. Politisch engagiert trat sie bereits früh für das Frauenstimmrecht ein.

Nach dem Tod ihres Mannes 1958 trug Selina Dätwyler-Gamma wesentlich zum Weiterbestand der Firma bei und nahm Einsitz im Verwaltungsrat der Dätwyler AG sowie der Dätwyler Holding. Die Leitung des Unternehmens übernahmen die beiden Söhne Peter und Max Dätwyler, denen sie beratend zur Seite stand. In Anerkennung ihrer Verdienste wurde sie 1987 zum Ehrenmitglied des Verwaltungsrats ernannt. Daneben bildeten Kunst und Kultur einen zentralen Schwerpunkt im Leben von Selina Dätwyler-Gamma. Sie war die erste Präsidentin der 1965 gegründeten Adolf Dätwyler-Gamma Stiftung (Kulturstiftungen), die 1993 in die Adolf und Selina Dätwyler-Gamma Stiftung unbenannt wurde und sich in vielfältiger Weise in kulturellen und sozialen Bereichen engagierte (2012 mit der Dätwyler Stiftung fusioniert). Zudem gehörte sie dem Stiftungsrat des 1963 gegründeten Danioth-Rings an, der sich um das Werk des 1953 verstorbenen Urner Künstlers Heinrich Danioth kümmerte. Dieser ging später im Kunstverein Uri auf, der von der Dätwyler Stiftung getragen wird.