15.10.1729 Yverdon, 15.4.1782 Marseille, reformiert, von Yverdon. Händler und Reeder in Marseille mit Ausrichtung auf den kolonialen Handel, besonders im indischen Ozean.
Henri-François de Treytorrens war der Sohn des Jean-Rodolphe de Treytorrens (1686-1739), Offiziers in holländischen Diensten sowie späteren Untervogts in Yverdon, und der Henriette Jaccard, Tochter des Henri Jaccard, Hauptmanns in französischen Diensten. Er hatte elf Geschwister (drei Schwestern und acht Brüder), von denen sich sechs dauerhaft oder vorübergehend im europäischen Ausland, insbesondere in Marseille, oder in Übersee, in Batavia (Jakarta) und Saint-Domingue (Haiti), niederliessen. David-Philippe de Treytorrens war sein älterer Bruder, Frédéric Haldimand sein Cousin. Aus seiner Ehe mit Elisabeth d'Hauterive ging die Tochter Henriette de Treytorrens (vor 1801) hervor.
De Treytorrens gründete in Marseille – wahrscheinlich gemeinsam mit seinem älteren Bruder Jean-Rodolphe de Treytorrens (1715-1791) und dem Genfer Kaufmann André Martin – die Handelsgesellschaft Martin, de Treytorrens et Cie., die ihre Tätigkeit 1752 aufnahm. Während sein Bruder die Stadt nach kurzer Zeit wieder verliess, führte de Treytorrens die Geschäfte weiter. Vermutlich ging er dafür eine Partnerschaft mit entfernten Verwandten aus dem Familienzweig der Treytorrens in Cudrefin ein: mit François de Treytorrens (1744-1800), der sich 1769 nachweislich in Marseille aufhielt, dessen Bruder Samuel-Henry de Treytorrens (1740-1823) sowie möglicherweise auch mit dem dritten Bruder Frédéric de Treytorrens (1742-1770).
Wie andere Marseiller Unternehmen profitierte auch de Treytorrens' Gesellschaft, als der König von Frankreich das Monopol der französischen Ostindien-Kompanie aufhob. Ab Anfang der 1770er Jahre weitete sie ihre Geschäfte auf die französischen Überseegebiete Ile de France (Mauritius) und Ile Bourbon (La Réunion) sowie auf die von Frankreich kontrollierten Faktoreien Mahé, Karikal, Pondichery, Yanaon und Chandernagor an der Küste Indiens aus (Überseehandel). Sie charterte im März 1773 in Marseille die 300 Tonnen fassende Iris mit Kurs auf die jemenitische Hafenstadt Mokka (Kaffee). Das Schiff kehrte im Dezember 1774 nach Lorient zurück und verliess im Juni 1777 Marseille erneut in Richtung Mokka, wurde unterwegs jedoch von den Engländern gekapert, die mit Frankreich in einem langwierigen Kolonialkrieg um die Herrschaft über die indischen Handelsniederlassungen und Umschlaghäfen rangen (Kolonialismus). Noch im gleichen Jahr rüstete die Gesellschaft die Baptistine aus, ein 150 Tonnen fassendes Transportschiff mit Kurs auf die Ile de France, wo es wahrscheinlich verkauft wurde. Aus Furcht vor englischen Kapern beschlossen die Marseiller Reeder, die lange Reise zu den Inseln im indischen Ozean nur noch in bewaffneter Begleitung anzutreten. Unter den 45 Schiffen, die am 10. Dezember 1780 im Hafen von Marseille auf die Militäreskorte aus Toulon warteten, befand sich auch die Korvette Résolue. Sie gehörte de Treytorrens' Handelsgesellschaft und ist das letzte nachweislich von ihr ausgerüstete Schiff. Wie der Nachlassakte Henri-François de Treytorrens' von 1782 zu entnehmen ist, befand sich das Unternehmen zu dieser Zeit in einem wirtschaftlichen Niedergang. Ob Henri-François de Treytorrens als Reeder in den transatlantischen Sklavenhandel (Sklaverei) involviert war, ist nicht bekannt.