2.5.1786 Genf,9.3.1836 Pregny-Chambésy, reformiert, von Genf, Biel und Mitlödi. Pianistin, Komponistin und Musikschriftstellerin.
Caroline Butini war das älteste von drei Kindern des Pierre Butini, Arztes, und der Jeanne-Pernette Bardin. Sie wuchs in einem wohlhabenden, gebildeten Elternhaus auf und erhielt hauptsächlich von ihrer Mutter und ihrem Grossvater väterlicherseits, Jean-Antoine Butini, eine sorgfältige Ausbildung in Sprachen, Naturkunde und exakten Wissenschaften. Wer sie in Musik unterrichtete, ist nicht bekannt; am naheliegendsten scheint Jean-Jacques Scherrer, Organist der Kathedrale Saint-Pierre in Genf, der verschiedenen Mädchen aus der Stadt Klavierunterricht erteilte. Butinis musikalische Aktivitäten wurden von ihrem Vater intensiv gefördert. 1808 heiratete sie den Gutsbesitzer und Philanthropen Auguste-Jacques Boissier, Sohn des Jean-François Boissier, Mitglieds des Genfer Rats der Zweihundert, und der Olimpe Lefort. Das Paar hatte zwei Kinder, den Botaniker Edmond Boissier und die Schriftstellerin Valérie de Gasparin.
Nach der Heirat verbrachte Caroline Boissier-Butini die Wintermonate bis 1817 jeweils in Genf, danach in Pregny, und den Sommer auf einem Anwesen in Valeyres-sous-Rances. Ihr Mann – selbst ein Musikliebhaber und Amateurgeiger – verwaltete das Gut der Familie umsichtig, während Boissier-Butini den Haushalt organisierte und dafür sorgte, dass ihre Kinder eine gehobene Schulbildung erhielten. Am gesellschaftlichen Leben Genfs beteiligte sie sich, indem sie in privaten Kreisen und 1825-1827 bei fünf Veranstaltungen der Société de musique de Genève auftrat; Konzerte für ein bezahlendes Publikum gab sie hingegen nie. 1818 reiste sie mit ihrem Mann nach Paris und London, um ihre Werke zu publizieren (gedruckte Stücke sind jedoch keine überliefert), einen Flügel zu kaufen und in den Musiksalons zu spielen. Boissier-Butinis Tagebuch dieser Reise stellt ein herausragendes Zeitdokument zum Musikleben in diesen Städten wie auch zum Klavierbau dar. Im Winter 1831-1832 weilte die Familie in Paris, damit die Kinder ihre Ausbildung vervollständigen konnten: Edmond besuchte Vorlesungen an der Sorbonne, Valérie Boissier erhielt Klavierstunden bei Franz Liszt. Letztere dokumentierte die Mutter in Protokollen, die ein Jahrhundert später veröffentlicht wurden. Gesundheitlich angeschlagen, verstarb Boissier-Butini kurz vor ihrem 50. Geburtstag.
Caroline Boissier-Butinis musikalischer Werdegang war aussergewöhnlich. Ihr Repertoire reichte von den Fugen Johann Sebastian Bachs bis zu den Werken Carl Maria von Webers, ausserdem spielte sie Muzio Clementi, Johann Baptist Cramer, Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven, Hélène de Montgeroult, John Field und Marie Bigot. In ihren eigenen Stücken kommt stets ein Tasteninstrument zum Einsatz; sie tragen damit die Handschrift einer Komponistin, die selbst auch als Interpretin tätig war. Boissier-Butinis Oeuvre umfasst virtuose Klavierkonzerte, Bravourstücke (divertissements, romances usw.) und formal strengere Musik (Sonaten). In der Schweizer Musiklandschaft war sie damals insofern eine Ausnahmeerscheinung, als sie ein ausserordentlich vielseitiges, umfangreiches und innovatives Gesamtwerk kreierte, ohne sich jemals längere Zeit im Ausland aufgehalten zu haben. Ihr wahrscheinlich bedeutendster Beitrag zur Musik ihrer Zeit ist die Zitation bekannter Volksweisen unter anderem aus der Schweiz, Irland, dem Languedoc und Polen sowie insbesondere des gesamten Kuhreihens im Mittelsatz ihres Klavierkonzerts Suisse (wahrscheinlich um 1818).