* 17.9.1951 Goldau, katholisch, von Bellinzona. Schweizer Historiker sowie Projektleiter und erster Chefredaktor des Historischen Lexikons der Schweiz (HLS).

Marco Jorio ist das zweite von drei Kindern des Costantino Jorio, Lokomotivführers, und der Gret geborene Schorno. Sein älterer Bruder Tino Jorio wirkte 1998-2011 als Zuger Landschreiber. Nach dem Besuch der Primarschule und des Gymnasiums in Zug (Matura Typus A) studierte Jorio Neuere Geschichte, Schweizer Geschichte und französische Literatur in Freiburg und Poitiers und schloss 1976 mit dem Lizentiat an der Universität Freiburg ab. Im selben Jahr wurde er Assistent am Lehrstuhl für Neuere Geschichte der Universität Freiburg, wo er 1981 mit einer Dissertation über das Ende des Fürstbistums Basel promovierte. 1982 heiratete Jorio Cécile Hasler, mit der er drei Kinder hat. Politisch engagierte er sich 1982-1986 als Parteisekretär der Christlichdemokratischen Volkspartei (CVP) des Kantons Zürich und 1992-1994 als Präsident der CVP der Stadt Bern. Seit 2014 vertritt er die Grünliberalen (Grüne Parteien) im Grossen Gemeinderat von Worb und ist Mitglied der Geschäftsprüfungskommission, die er zweimal präsidierte. 1998-1999 wirkte Jorio als Pfarreiratspräsident und 2000-2005 als Präsident der katholischen Kirchgemeinde St. Martin in Worb. In der Armee war er zuletzt Oberst im Generalstab.
Die Schweizerische Geisteswissenschaftliche Gesellschaft ernannte Marco Jorio 1985 zum Leiter des Projekts für ein Historisches Lexikon der Schweiz. Am 31. März 1987 lag das Konzept für das neue Lexikon vor, am 1. Januar 1988 übernahm Jorio die Stelle als Chefredaktor. Als erstes mehrsprachiges Nachschlagewerk weltweit ging das HLS im Herbst 1998 online (Internet). Jorio führte das Unternehmen bis zum Erscheinen des 13. und letzten Bandes im Oktober 2014, danach schied er per Ende Jahr aus. Neben seiner Leitungsfunktion verfasste Jorio über 70 Lexikonartikel. In wegweisenden Aufsätzen äusserte er sich in der Umbruchphase vom gedruckten zum digitalen Lexikon zur Zukunft wissenschaftlicher Referenzwerke angesichts der Medienrevolution und der hegemonialen Stellung von Wikipedia und arbeitete europaweit mit Verantwortlichen in verwandten Projekten zusammen. 2013-2017 war er Vorsitzender der Arbeitsgruppe des europäischen Biographie-Portals. Für seine Leistungen als Projektleiter und Chefredaktor des Unternehmens HLS sowie für seine Verdienste um das Ansehen der Schweizer Geschichtswissenschaft im In- und Ausland verlieh ihm die philosophisch-historische Fakultät der Universität Bern 2015 die Ehrendoktorwürde.
Seit 2014 wirkt Jorio als freischaffender Historiker. Er gehört zu den profilierten Vertretern der neuen Schweizer Geschichte. Seine Schwerpunkte liegen auf den Gebieten der Aussenbeziehungen der Schweiz im Ancien Régime, des Fürstbistums Basel, des Wiener Kongresses, der Verfassungsgeschichte des 19. Jahrhunderts (Bundesverfassung), des Schweizer Katholizismus und der Militärgeschichte. 2023 publizierte er eine Geschichte zu 400 Jahren Schweizer Neutralität, die viel Beachtung fand. 2021 wurde Marco Jorio von der Gemeinde Worb für seine Leistungen als Historiker und Präsident der IG Worber Geschichte geehrt.