Lachende Frauen, Männer und Kinder drängen zusammen, viele von ihnen schauen direkt in die Kameralinse. Im Hintergrund sind die Buden der Schausteller und das bunte Treiben einer Chilbi zu erkennen. Die Szenen gleichen sich, sobald Willy Leuzinger und sein Kameramann Georg Winner ihr Aufnahmegerät aufstellen.
Zwischen 1920 und 1929 produzierte der Rapperswiler Kinounternehmer in der Zentral- und Ostschweiz dutzende lokale Aktualitätenfilme. Neben Jahrmärkten halten sie Volksfeste, Sportwettkämpfe, Umzüge, Brauchtum, Landsgemeinden oder Beerdigungen fest. Dabei wird die Filmaufnahme selbst zur Attraktion, viele der Gefilmten werden auf die Kamera aufmerksam, einige interagieren durch Gesten und Posen mit ihr. Willy Leuzinger und seine Tochter Mathilde führten die Filme als Beiprogramme zu Spielfilmen in ihren festen Sälen und den beiden grossen Zelten ihres Wanderkinos vor. Aktiv beworben, lockten die Filme die Bevölkerung in Scharen an, boten diese doch dem Publikum neben der Lokalberichterstattung auch die Möglichkeit eines Auftritts auf derselben Leinwand wie die grossen Stars.
Die Aufnahmen dokumentieren nicht nur die Geschichte des Films und des Kinos in der Schweiz. Sie geben auch Einblick in die lokale und regionale Fest- und Vereinskultur. Das HLS hat eine Reihe von Leuzinger-Filmen ausgewählt und aufbereitet. Deren Einbettung und Kommentierung in ausgesuchten Artikeln verdeutlicht ihren Nutzen unter anderem für die Regional-, Alltags- und die Wirtschaftsgeschichte. Die Stummfilme werden gewissermassen zum Sprechen gebracht.
Das audiovisuelle Kulturgut aus dem Leuzinger Firmenarchiv wurde im Rahmen eines Projekts des Vereins Memoriav erschlossen, restauriert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die originalen Filmrollen lagern heute in der Cinémathèque suisse.
Alle im HLS publizierten Leuzinger-Filme finden sich hier.
HLS-Artikel mit Leuzinger-Filmen