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Dornach

Politische Gemeinde des Kantons Solothurn, Bezirk Dorneck, im unteren Birstal, mit den Ortsteilen Dornachdorf (oder Oberdornach) und Dornachbrugg. Die beiden Siedlungen waren noch im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts deutlich getrennt. 1223 de Tornacho, 1307 zu Dornach. 1739 467 Einwohner; 1798 537; 1850 840; 1900 1543; 1910 2097; 1950 3572; 1970 5258; 2000 5886.

"Brücke in Dornach". Aquatinta von Franz Hegi nach einer Zeichnung von Peter Birmann in Voyage pittoresque de Bâle à Bienne von Philippe-Sirice Bridel, veröffentlicht 1802 in Basel (Museum für Kommunikation, Bern).
"Brücke in Dornach". Aquatinta von Franz Hegi nach einer Zeichnung von Peter Birmann in Voyage pittoresque de Bâle à Bienne von Philippe-Sirice Bridel, veröffentlicht 1802 in Basel (Museum für Kommunikation, Bern).

Zahlreich sind Einzelfunde aus dem Neolithikum (Silex, Steinbeile) und aus römischer Zeit (Münzen, Ziegel, Keramik). Der römische Gutshof an der Oberdornacher Hauptstrasse wurde anhand von Keramikfunden in das 2./3. Jahrhundert datiert. Zwei 1991 freigelegte Grubenhäuser waren im 8./9. bzw. 10.-12. Jahrhundert bewohnt. Das Dorf Dornach teilte im Spätmittelalter die Geschicke der Adelsherrschaft Dorneck. 1485 kamen die Burg Dorneck und die Hälfte des Dorfes Dornach durch Verkauf an Solothurn, das 1502 mit dem Kauf der thiersteinischen Rechte die volle Landeshoheit erlangte. Im Ancien Régime bildete Dornach einen Gerichtsbezirk mit Dornachbrugg, Hochwald und Gempen. Das Mauritius-Patrozinium der 1301 erstmals erwähnten Kirche deutet auf eine frühe Gründung (7. Jh.) hin. 1529 entschieden sich die Einwohner von Dornach für die Reformation, wurden aber 1534 vollständig rekatholisiert. 1637 lassen sich in den Quellen erstmals Juden in der Vogtei Dorneck fassen, die sich jedoch nur vorübergehend hier aufhielten. Von 1657 bis zu ihrer Vertreibung 1736 lebten in Dornach stets Juden als Domizilianten. 1692 umfasste die jüdische Siedlung 49 Personen. Die Juden betrieben Handel mit Vieh, Häuten und Geld, eventuell auch mit Fleisch und anderen Waren. Die 1736 vertriebenen neun Familien liessen sich im Sundgau und in Südbaden nieder.

Bis ins 19. Jahrhundert war die Landwirtschaft im Dreizelgensystem der primäre Erwerbszweig; daneben wurde dörfliches Handwerk betrieben. Über die Bedeutung der (textilen) Heimarbeit lassen sich keine Aussagen machen. Eine wichtige Rolle spielte bis um 1900 der Rebbau. Heute wird vor allem Obstbau betrieben. 1875 erhielt Dornach Anschluss an die Bahnlinie Basel-Delsberg. Der Eisenbahnbau verhalf der industriellen Entwicklung im Birstal zum Durchbruch. Den Bahnbau und die Besiedlung der Flussauen (Standort der 1895 gegründeten Metallwerke AG) überhaupt erst ermöglicht hatte die Korrektur der Birs (1865-1875) unterhalb von Dornachbrugg. Die Metallwerke AG, die die expandierende Uhrenindustrie mit Messing-Halbfabrikaten belieferte, verbesserte die Beschäftigungsmöglichkeiten in Dornach bedeutend. Der Betrieb war, später unter dem Namen Swissmetall Dornach, bis ins ausgehende 20. Jahrhundert der grösste Arbeitgeber der Gemeinde. Die Baustoffindustrie (Steinbrüche) konnte sich dagegen im frühen 20. Jahrhundert nur vorübergehend halten. Die Elektrifizierung Dornachs erfolgte 1898 durch die Elektra Birseck. Die 1902 erbaute Tramlinie Basel-Dornachbrugg schuf dem Pendlerverkehr weitere Möglichkeiten. Aufgrund der Arbeitsplätze im 2. Sektor war die Pendlerbilanz in Dornach bis 1960 positiv. Mit der Industrialisierung ging eine bedeutende Zuwanderung einher. Diese führte auch dazu, dass die Zahl der Protestanten zunahm, weshalb seit 1952 wieder eine reformierte Kirchgemeinde besteht. Seit 1913 ist Dornach Sitz der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft (Anthroposophie). Das erste Goetheanum (erbaut 1913-1920) fiel in der Silvesternacht 1922/1923 einem Brand zum Opfer; 1924-1928 entstand das heute bestehende Gebäude als Pionierwerk des Sichtbetonbaus. In der St.-Mauritius-Kirche befindet sich seit 1949 das Heimatmuseum Schwarzbubenland. Nicht nur als Bezirkshauptort, sondern auch als Standort des Bezirksspitals (1918 gegründet als Stiftung der Metallwerke AG und des Kantons Solothurn) und der Bezirksschule (1913 eröffnet) verfügt Dornach über zentralörtliche Bedeutung.

Quellen und Literatur

  • H. Eisenhut, Dornach, 1988
  • A.C. Fridrich, «Juden in Dornach», in JbSolG 69, 1996, 7-40
  • R.M. Kully, Solothurn. Ortsnamen, 2003, 253-258
Von der Redaktion ergänzt
Weblinks
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GND

Zitiervorschlag

Anna C. Fridrich: "Dornach", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 19.04.2005. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001098/2005-04-19/, konsultiert am 28.03.2024.