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Kirchberg (SG)

Politische Gemeinde des Kantons St. Gallen, Region Toggenburg. Die im äussersten Nordwesten des Toggenburgs gelegene Gemeinde grenzt westlich an den Kanton Thurgau und östlich an die Thur. Sie besteht aus dem auf einem Hochplateau zentral situierten Dorf Kirchberg, dem Dorf Gähwil südlich davon und dem auf einer Terrasse über der Thur liegenden Strassendorf Bazenheid sowie den Weilern Müselbach, Dietschwil, Ötwil, Nuetenwil, Rupperswil, Bräägg, Schalkhusen, Wolfikon, Lütenriet, Buomberg, Bäbikon und Husen. 1222 Kilchberc. 1827 2550 Einwohner; 1850 4194; 1900 5025; 1950 5619; 2000 7904.

Grössere, möglicherweise eisenzeitliche Befestigung in Unterbazenheid. In dem ab dem 8. Jahrhundert locker besiedelten Gebiet wohnten Hörige des Klosters St. Gallen und der Grafen von Toggenburg sowie teilweise Freie auf festen Plätzen. 17 Burgstöcke des niederen Dienstadels konnten nachgewiesen werden, unter anderem in Bazenheid und Ötwil. Zwischen dem Kloster St. Gallen und den Grafen von Toggenburg, die auf der Alt-Toggenburg ihren ersten Stammsitz hatten, herrschte ein Machtkampf um die Kolonisation durch Leibeigene. 1468 kaufte die Fürstabtei St. Gallen das Gebiet und teilte die Einzelgerichte den Gerichten Schwarzenbach und Bazenheid und die Freien dem Freigericht Thurlinden zu. 1803 wurden die politische Gemeinde und die Ortsgemeinde Kirchberg gebildet, die 1831-2002 zum Bezirk Alttoggenburg gehörten.

1215 wird erstmals eine Kirche in Kirchberg erwähnt, die zunächst Filiale von Rickenbach war, später aber eine eigene Pfarrei wurde. 1359 wurde die Pfarrei Kirchberg dem Kloster St. Gallen inkorporiert, dabei erschien Rickenbach seinerseits als Filiale von Kirchberg. Nach der Reformation 1527 kehrte die Mehrheit der Bevölkerung 1531 zum Katholizismus zurück. 1541-1954 – also bis zum Bau der reformierten Kirche – wurde die ursprüngliche Kirche paritätisch benutzt. Die Reformierten von Kirchberg bildeten von 1559 bis 1856 mit Lütisburg zusammen eine Kirchgemeinde. 1764 löste sich Gähwil, 1900 Bazenheid als selbstständige katholische Pfarreien ab. 1784 zerstörte ein Brand die Kirche und 40 Gebäude des Dorfes Kirchberg, worauf Johann Ferdinand Beer die barocke Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Peter und Paul erbaute. 1863 erlitt Kirchberg einen erneuten Dorfbrand.

Nach 1800 erlebte die Baumwollfabrikation einen Aufschwung. 1897-1914 existierte im Dorf Kirchberg eine Stickfachschule. Die in Heimarbeit betriebene Stickerei kam aber in den 1930er Jahren zum Erliegen. Als Teil der Region Wil erlebte Kirchberg nach 1960 einen industriellen und gewerblichen Aufschwung. 2000 war rund die Hälfte der Erwerbstätigen im 2. Sektor und ein Drittel im Dienstleistungssektor tätig. Trotzdem behielt die Gemeinde ihren ländlichen Charakter bei. Der Lampertswilerweiher und das Turpenriet stehen unter Naturschutz.

Quellen und Literatur

  • J.H. Dietrich, Gesch. der Gem. Kirchberg, 1952
  • H. Büchler, Das Toggenburg in alten Ansichten vom 17. bis 19. Jh., 1975
  • T. Schönenberger, 150 Jahre Dorfkorporation Kirchberg, 1982
Weblinks
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GND

Zitiervorschlag

Hans Büchler: "Kirchberg (SG)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 16.10.2008. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001389/2008-10-16/, konsultiert am 18.04.2024.