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Oberlunkhofen

Polit. Gem. AG, Bez. Bremgarten. Hangsiedlung am südl. Ausläufer des Heitersbergs über der rechtsufrigen Reussebene. Im 9. Jh. Lunchunft (Kopie des 11. Jh.), 1232 Lunchuft, 1309 obern Lunchuft. 1850 490 Einw.; 1900 438; 1950 413; 1980 723; 2000 1'443. In O. stiess man auf bronzezeitl. Siedlungsspuren sowie im Schalchmatthau auf einen rechteckigen röm. Gutshof mit vorgelagerter Säulenhalle, flankiert von zwei Seitenflügeln. Ferner umfasste die aus dem 1.-3. Jh. n.Chr. stammende Villa eine Badeanlage und z.T. heizbare Räume. An deren Standort fand man auch alemann. Skelettgräber. Nach ersten Ausgrabungen 1897-98 wurden die Mauerreste 1975-80 freigelegt und z.T. konserviert. Von der Burgruine Lunkhofen existieren keine schriftl. Zeugnisse, vermutlich wurde sie 1386 zerstört. O. war als Sitz des Kelnhofs Mittelpunkt des luzern.-murbach. Dinghofs Lunkhofen, der 1291 an das Haus Habsburg verkauft wurde. Im frühen 14. Jh. ist es als Zentrum des habsburg. Verwaltungsbez. Kelleramt fassbar. 1414 fielen das Niedergericht und die Vogtei an Bremgarten, 1415 das Hochgericht an Zürich. 1797 verkaufte Bremgarten den Hof mit allen Nutzungen an die vier Gem. des Kelleramts. 1798 gehörte O. zum Kt. Baden. St. Leodegar, die Mutterkirche des Kelleramts, wird urkundlich 1185 bezeugt. Der Kirchensatz war im Besitz des Klosters Luzern (bzw. Murbachs). Er kam 1291 an Habsburg, 1403 durch Vergabung an das Kloster Muri (bis 1841). Der Pfarrei unterstehen O., Unterlunkhofen, Arni, Islisberg und Rottenschwil. Die heutige, 1685 erbaute Pfarrkirche in O. geht auf eine 1515 errichtete Kirche zurück. Der älteste Vorgängerbau stammt wohl aus dem 10. Jh. Neben der Landwirtschaft war der Rebbau bis ins 20. Jh. von Bedeutung. 1920 wurde die erste Autobusverbindung O.-Jonen-Affoltern am Albis eröffnet, 1930 jene O.-Birmenstorf (1966 nach Zürich-Wiedikon verlängert). Der Bevölkerungszuwachs nach 1980 ist auf den Agglomerationsdruck der Region Zürich zurückzuführen.

Quellen und Literatur

  • E. Suter, «Die Burgruine L.», in Unsere Heimat 9, 1935, 10-13
  • A. Rohr, «Die vier Murbacherhöfe Lunkhofen, Holderbank, Rein und Elfingen», in Argovia 57, 1945, 1-219
  • M. Hartmann, Die Römer im Aargau, 1985
  • W. Bürgisser, O. im Wandel der Zeit, 1993
Von der Redaktion ergänzt
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GND

Zitiervorschlag

Anton Wohler: "Oberlunkhofen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 13.08.2009. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001672/2009-08-13/, konsultiert am 29.03.2024.