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Schönenberg an der Thur

Ehem. Gericht und Ortsgem. TG, seit 1996 polit. Gem. Kradolf-Schönenberg, Bez. Bischofszell. Südlich von Sulgen am Thurufer liegendes Haufendorf. Die ehem. Ortsgem. war 1803-1995 Teil der ehem. Munizipalgemeinde Neukirch an der Thur. 838 Thuruftisthorf, 1359 Schönnenberg. 1831 190 Einw.; 1850 246; 1900 423; 1950 807; 1990 1'092. Abt Bernwig von St. Gallen verlieh das Dorf 838 einem Wolvini. Im 12. Jh. errichteten bischöfl.-konstanz. Ministerialen eine Burg, die sie Schönenberg nannten und deren Name sich im 14. Jh. allmählich auf das Dorf übertrug. 1360 übernahm der Bf. von Konstanz die niedere Gerichtsherrschaft, bildete das Schönenberger Amt mit den Rotten Andreuti, Aspenreuti, Katzensteig und Kenzenau und übergab dessen Verwaltung seinem Obervogt in Bischofszell, der diese bis 1798 innehatte. Kirchlich teilte S. das Schicksal von Sulgen, besass aber das Recht, den Gottesdienst in Neukirch zu besuchen. Die Gem. bildete sich erst 1798. 1872 ersetzte die Ortsgemeinde die Fähre mit einer Brücke über die Thur. Die Einwohner betrieben Kornbau in drei Zelgen sowie Obst-, Wein-, Garten- und Grasbau. Die Milchwirtschaft nahm im 19. Jh. ihren Anfang. Bereits 1361 wurde eine Mühle erwähnt, die bis 1958 bestand. 1676 erlaubte ein Mühlenrecht den Betrieb der unteren Mühle, die bis 1880 lief. Im 19. Jh. wurde etwas Stickerei in Heimarbeit produziert. Dank der Wasserkraft der Thur gründete Heinrich Brunner 1863 in S. eine Seidenstoffweberei, die zu Beginn mit rund 140 Webstühlen produzierte. Ab 1900 hiess die Firma Siber & Wehrli (1910 690 Beschäftigte), 1925 folgte die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft. Während der Weltwirtschaftskrise 1932 liefen noch 350 Webstühle, 1978 wurde der Betrieb eingestellt. Die Kraftzentrale der Seidenstoffweberei kann heute als Industriedenkmal besichtigt werden. 1876 erhielt S. einen Bahnanschluss nach Bischofszell. Im 20. Jh. wurden die Arbeitsplätze in S. hauptsächlich von der Industrie gestellt, 1920 waren es 80%, 1980 63%. Nach 1980 führten zahlreiche Neubauten zu einem Bevölkerungszuwachs.

Quellen und Literatur

  • Seidenstoffweberei Schönenberg, 1863-1963, hg. von E. Brüllmann, 1963
  • P. Fehr et al., Die Burgruine Last, 1984
  • Thurgauer Ztg., 27.4.2006
Von der Redaktion ergänzt
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Zitiervorschlag

Erich Trösch: "Schönenberg an der Thur", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 25.08.2011. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001878/2011-08-25/, konsultiert am 16.04.2024.