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Rusca

Rusconi

Ab dem 12. Jahrhundert bezeugte Familie aus Como, die auch unter dem Namen Rusconi erscheint und später eines der wohlhabendsten Geschlechter des Herzogtums Mailand war. Vom Mittelalter an verzweigte sich das Geschlecht in zahlreiche Linien. Im Gebiet der heutigen Schweiz ist die Familie seit dem 13. Jahrhundert in verschiedenen Ortschaften vertreten. Besondere Bedeutung erlangten die Zweige von Locarno, Bellinzona, Bironico (heute Gemeinde Monteceneri) und Mendrisio, während nördlich der Alpen die Rusca ab 1661 zum Patriziat der Stadt Luzern gehörten. Aus der Familie gingen bedeutende Notare, Künstler und Geistliche sowie einflussreiche Politiker unter verschiedenen Regimen hervor. Von den zu Beginn des 21. Jahrhunderts in der Schweiz lebenden Rusca stammten nicht alle vom Geschlecht aus Como ab; einige kamen auch aus anderen, vor allem aus Italien zugezogenen Familien.

Als Stammvater der Familie gilt Ruggero, der zu Beginn des 13. Jahrhunderts Bürger und Stadtrichter (consul iustitiae) von Como sowie Führer der örtlichen Gibellinen war, die später als Rusconipartei (parte Ruscona) bezeichnet wurden. Sein Sohn Loterio (->) wurde unter Ottone Visconti zum Herrn über Como. Später ging die Herrschaft an Franchino über, der von Matteo Visconti 1408-1412 mit der Stadt Como belehnt wurde und die Herrschaft über die Landschaften Lugano und Bellinzona erhielt. Nach wenigen Jahrzehnten verlor er jedoch die Unterstützung der Visconti und damit seine Lehensrechte über Lugano und Mendrisio, die er nicht mehr zurückzuerlangen vermochte. Sein Sohn Loterio (->) trat die Herrschaftsrechte über Como an Filippo Maria Visconti ab. Im Tausch dafür erwarb er die Pieven Riva San Vitale und Balerna, Chiavenna und die Landschaft Lugano und den damit verbundenen Grafentitel. Nach seinem Tod wurden die Lehen auf verschiedene Verwandte aufgeteilt, unter denen sich Franchino (->) besonders auszeichnete. Später zog Filippo Maria Visconti alle Güter der Familie Rusca im Sottoceneri ein und verlieh sie 1434 an die Sanseverino. 1439 erhielt Franchino die Pieve Locarno, die sich zum Machtzentrum der Rusca entwickelte. Als Hauptresidenz diente der Familie das von Franchino befestigte und zu einem luxuriösen Wohnsitz umgebaute Schloss. 1449 scheiterte der Versuch Franchinos, die Herrschaft über das Sottoceneri zurückzugewinnen. Loterio, Sohn des Giovanni Nicolò (->), war letzter Lehensherr in Locarno. 1512-1513 eroberten die Eidgenossen Schloss und Städtchen Locarno. Loterio zog sich nach Mailand zurück, wo er 1519 starb. Die Rusca blieben weiterhin in Locarno wohnhaft, wo sie sich aktiv am öffentlichen Leben beteiligten.

In Bellinzona stiegen die Rusca ebenfalls zu einer der mächtigsten Familie auf und teilten sich bereits im Mittelalter in zwei Linien. Ravazzino war Stammvater der ersten Linie, die sich später in Turin fortsetzte, Gregorio derjenige der zweiten Linie, die sich wiederum in drei Äste verzweigte: Die Rusca oder Rusconi von Palasio, benannt nach dem Weiler in Giubiasco, die Rusca von Saleggi und die Rusca von Luzern. Die Rusca von Bellinzona gelangten etwa mit Giorgio (->) zu grossem Einfluss in der Stadt, waren Mitglieder des Rats und wohlhabende Grundbesitzer in der Grafschaft Bellinzona, besonders in Giubiasco. Im Gegensatz zu den Rusca von Locarno gelang es ihnen, ihre Besitzungen auch unter der eidgenössischen Herrschaft zu bewahren. Einige Vertreter dieser Linie bekleideten öffentliche Ämter unter den regierenden Orten (Giovanni Andrea Rusconi) und später im Kanton Tessin (Giuseppe Antonio Rusconi von Palasio).

Im Sottoceneri waren die Rusca auch in Camignolo und Bironico vertreten, wo sie ein Schlösschen besassen, das sie 1418 erweiterten und das im 16. Jahrhundert von den Eidgenossen zerstört wurde. Die Rusca von Cassina d'Agno gelten als direkte Nachkommen des Zweigs von Como. Sie begründeten die Linie von Bedigliora, während die Rusca von Tremona wahrscheinlich aus der Region des Comersees stammen. Nicht bekannt ist hingegen die Herkunft der Rusca aus Arosio, Cureglia und Rancate. Vom 16. Jahrhundert an verzweigte sich die Familie Rusca im Luganese in zahlreiche Linien. Zu ihnen gehören unter anderem die Linie von Bioggio-Lugano-Mailand, der das Mailänder Wappengericht im 18. Jahrhundert den Grafentitel verlieh, diejenigen von Taverne-Torricella und von Bedano-Manno sowie das in Mendrisio sehr einflussreiche Geschlecht, aus dem Antonio Isidoro (->), Giovanni Battista (->) sowie die Rusca von Novazzano und Como hervorgingen.

Quellen und Literatur

  • A. Rusconi, Memorie storiche del casato Rusca o Rusconi, 1874
  • «I Rusca signori di Locarno, di Luino, di Val Intelvi, ecc. (1439-1512)», in BSSI, 1895-1900 (Beitr. aus versch. Nr.)
  • J. von Brentano, «Die Fam. Rusca in Luzern», in Gfr. 90, 1935, 265-276; 91, 1936, 303 f.
  • G. Vismara et al., Ticino medievale, 1990

Zitiervorschlag

Rachele Pollini-Widmer: "Rusca", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 16.02.2012, übersetzt aus dem Italienischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/020181/2012-02-16/, konsultiert am 29.03.2024.