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GiovanniSegantini

Plakat von Gottardo Segantini für das Museum, das zur Erinnerung an seinen Vater errichtet wurde. Farblithografie, Tecnografica Milano, 1909 (Schweizerische Nationalbibliothek, Plakatsammlung).
Plakat von Gottardo Segantini für das Museum, das zur Erinnerung an seinen Vater errichtet wurde. Farblithografie, Tecnografica Milano, 1909 (Schweizerische Nationalbibliothek, Plakatsammlung). […]

15.1.1858 Arco (Trient), 28.9.1899 Pontresina, österreichischer Staatsbürger, katholisch, ab 1865 staatenlos. Sohn des Agostino Segatini [sic], Strassenhändlers, und der Margherita geborene de Girardi. Bice (Pierina Luigia) Bugatti. Nach dem frühen Tod der Mutter kam der Siebenjährige in die Obhut einer Halbschwester nach Mailand. Die Jugendjahre, in denen Giovanni Segantini mehrfach in Besserungsanstalten eingewiesen wurde, waren bedrückend. Er erlernte den Schuhmacherberuf und arbeitete 1873-1874 im Foto- und Drogeriegeschäft eines Halbbruders in Borgo Valsugana (Trient). Mit 17 Jahren war er als Gehilfe eines Dekorationsmalers tätig und besuchte die Akademie Brera in Mailand, an der er mit dem Gemälde «Der Chor der Kirche Sant'Antonio» 1879 den ersten Erfolg feierte. Segantini bezog ein eigenes Atelier und fand bei den Kunsthändlern Vittore und Alberto Grubicy dauernde Unterstützung.

1881 zog Segantini mit Bice Bugatti in die ländliche Brianza, eine Region nördlich von Mailand. Er stellte in dunkeltonigen Genrebildern das einfache Leben der Bauern und Hirten dar; in Pusiano entstand die erste Fassung des Bildes «Ave Maria bei der Überfahrt» (1882). 1886 liess sich Segantini mit seiner Familie im bündnerischen Savognin nieder. Vittore Grubicy machte ihn in langen Diskussionen im Winter 1886/1887 mit den neuesten künstlerischen Tendenzen in Frankreich bekannt. Segantini malte eine zweite Version des «Ave Maria bei der Überfahrt» in der Technik des Divisionismus. In den Bergen mit ihrem klaren Licht fand der Künstler nun zu einer neuen Bildsprache: Er verlieh den akribisch beobachteten alpinen Landschaften eine ungemeine Leuchtkraft und einen symbolischen Gehalt, weshalb er – neben Ferdinand Hodler – als Erneuerer der Alpenmalerei galt. Wegen finanzieller Schwierigkeiten übersiedelte Segantini 1894 nach Maloja ins Oberengadin; die Winter verbrachte er in Soglio im Bergell. Für die Weltausstellung von 1900 in Paris projektierte er ein riesiges Panorama des Engadins, das an den hohen Kosten scheiterte. Realisiert wurden nur die drei Bilder des Alpentriptychons «Werden, Sein, Vergehen», eines der letzten programmatischen Werke der Epoche. Im September 1898 wurde Segantini an der ersten Ausstellung der Secession in Wien als Hauptvertreter des Symbolismus gefeiert.

Von Segantini gingen verschiedene Einflüsse aus, vor allem auch auf Giovanni Giacometti, dem Segantini Mentor und Freund war. Das Segantini Museum in St. Moritz wurde 1908 eröffnet. Zwei seiner Söhne, Gottardo (1882-1974) und Mario (1885-1916), die 1902 in Samedan eingebürgert wurden, waren ebenfalls als Maler tätig.

Quellen und Literatur

  • Giovanni Segantinis Schr. und Briefe, hg. und bearb. von B. Zehder-Segantini, 41935
  • A.-P. Quinsac, Segantini: Catalogo generale, 1982
  • BLSK, 960-962
  • Giovanni Segantini, Ausstellungskat. St. Gallen, St. Moritz, 1999
  • Blicke ins Licht: Neue Betrachtungen zum Werk von Giovanni Segantini, hg. von B. Stutzer, 2004
  • ÖBL 12, 109 f.
  • Segantini, Ausstellungskat. Riehen/Basel, 2011
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Kurzinformationen
Lebensdaten ∗︎ 15.1.1858 ✝︎ 28.9.1899

Zitiervorschlag

Beat Stutzer: "Segantini, Giovanni", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 07.06.2022. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/022102/2022-06-07/, konsultiert am 17.04.2024.