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Presinge

Politische Gemeinde des Kantons Genf, die das gleichnamige Dorf und die Weiler Cara und La Louvière umfasst. Nach 1000 in Presiago, 1180 villa que appellatur Presingium. 1412 ca. 160 Einwohner; 1850 592 (mit Puplinge); 1900 311; 1950 268; 2000 614; 2010 622.

Im Weiler Cara, der an einer keltischen, später römischen Wegkreuzung gelegen war, wurden bemalte Mauerreste und ein Mosaik eines römischen Gutshofs vom Ende des 1. oder Anfang des 2. Jahrhunderts entdeckt. Im Mittelalter gehörte Presinge den Grafen von Genf sowie der Familie de Grailly, den Grundherren von Ville-la-Grand. Ende des 14. Jahrhunderts erbten die Grafen von Savoyen alle weltlichen Hoheitsrechte über Presinge. 1536 besetzte Bern die Region Gaillard und gab diese 1567 dem savoyischen Herzog zurück. 1792 wurde Presinge französisch und kam mit Puplinge zur neu geschaffenen Gemeinde Ville-la-Grand. Presinge und Puplinge wurden 1816 dem Kanton Genf abgetreten und bildeten bis 1851 eine einzige Gemeinde. Konflikte zwischen beiden Dörfern führten 1851 mit Billigung des Staatsrats zur Teilung der Gemeinde. 1275 gehörte ein augustinisches Priorat zur Abtei Abondance. Die Kirche Saint-Félix, die 1304 erstmals erwähnt wird, aber auf romanischen Fundamenten steht, gehörte ab 1420 zum Genfer Domkapitel Saint-Pierre. Sie wurde mehrmals vergrössert und restauriert, zuletzt 1970. Die Gemeinde wurde 1536 reformiert, kehrte aber nach 1598 wieder zum katholischen Glauben zurück. Gemäss dem Abschied von Basel von 1544 erhielt die Stadt Genf vom Domkapitel grundherrliche Rechte in Presinge, die 1754 an Savoyen kamen. Dies ermöglichte vielen Genfer Bürgern, grosse landwirtschaftliche Güter in Presinge zu erwerben. Die Gemeinde wurde von der Verstädterung kaum erfasst, blieb von Grossüberbauungen verschont und bewahrte ihren ländlichen Charakter.

Quellen und Literatur

  • Bertrand, Pierre: Presinge. Les origines d'une commune genevoise, 1978.
  • Brulhart, Armand; Deuber-Pauli, Erica: Ville et canton de Genève, 1985 (19932).
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Kurzinformationen
Ersterwähnung(en)
nach 1000: in Presiago
1180: villa que appellatur Presingium

Zitiervorschlag

Fabia Christen: "Presinge", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 25.03.2020, übersetzt aus dem Französischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/002917/2020-03-25/, konsultiert am 29.03.2024.