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Hasliberg

Politische Gemeinde des Kantons Bern, Amtsbezirk Oberhasli. Die 42 km2 grosse Berggemeinde liegt über dem Aaretal an den Hängen der Bergkette Gibel-Chingstuel-Glogghüs-Planplatten; sie umfasst die Dörfer Hohfluh, Goldern, Wasserwendi und Reuti, die Weiler Unter- und Weissenfluh sowie Einzelhöfe auf südwestexponierten Terrassen in 1000-1300 m zwischen Brünigpass und Gental. 1358 Hasle an dem berge, ab 1834 Gemeinde Hasleberg, ab 1923 Hasliberg. 1764 693 Einwohner; 1850 1309; 1900 1037; 1950 1044; 2000 1276.

Blick ins Haslital Richtung Meiringen. Stahlstich von Heinrich Zollinger nach einer Zeichnung von Konrad Corradi, um 1840 (Museum für Kommunikation, Bern).
Blick ins Haslital Richtung Meiringen. Stahlstich von Heinrich Zollinger nach einer Zeichnung von Konrad Corradi, um 1840 (Museum für Kommunikation, Bern). […]

Im Gemeindegebiet wurden römische Münzen gefunden (Lachenboden, Wasserwendi). Im Mittelalter teilte Hasliberg die Geschicke der Reichsvogtei Hasli (Oberhasli) und kam mit ihr 1334 an Bern. Seit dem Mittelalter ist Hasliberg Teil des Kirchspiels Meiringen. Eine Kapelle in Wasserwendi ist in der Reformation 1528 abgegangen. 1939 wurde die reformierte Bergkirche in Hohfluh erstellt und 1967 ein eigenes Pfarramt eingerichtet. Die katholische Kapelle stammt von 1977.

Haupterwerb war bis ins 19. Jahrhundert die Alp- und Viehwirtschaft mit Rindern, Pferden und Käse für den Export ins Unterland und die Lombardei, wobei die Produktions- und Lebensweise vom Wechsel zwischen privatem Heimbetrieb in der Siedlung sowie der kollektiven Bewirtschaftung der Vorsassen (1250-1450 m) und Alpen (ab ca. 1600 m), die sich in Gemeinbesitz befanden, geprägt war. Die Landleute (gmeine bärglütt) bildeten seit dem Spätmittelalter eine Bäuertgemeinde mit eigener Gemeindeordnung – die älteste datiert von 1555 –, die Alpauftrieb, Weidenutzung, Weidetermine und das Gemeinwerk zum Unterhalt des Bäuertbesitzes regelte. Seit dem Spätmittelalter kam es mit den Leuten von Lungern und Kerns öfters zu handgreiflichem Streit, da die Alprechte bis zur definitiven Grenzziehung zwischen Bern und Obwalden beiderseits die Bergkämme überlappten. Eine Schwellengemeinde unterhält bis heute die Wildbachverbauungen. Die heutige Einwohnergemeinde entstand 1834 im Umfang der Bäuertgemeinde, die seitdem als private Körperschaft land- und alpwirtschaftliche Aufgaben erfüllt.

Vom 14. Jahrhundert an wurde Eisenerz im Tagbau abgebaut, unter anderem oberhalb Käserstatt (Fruttli, Hochsträss), bei Planplatten (Erzgruben) und Erzegg, und auf verschiedenen «Erzwegen» mit Schlitten zu den Hochöfen im Tal (u.a. Mühletal) transportiert. Einheimische fanden Nebenerwerb als Holzfäller, Köhler und Säumer im Verkehr über den Brünigpass. Das Bevölkerungswachstum nach 1800 führte zu Verarmung; trotz Heimarbeit (Seiden-, Leinenweberei, Holzschnitzerei) waren ganze Familie zur Auswanderung nach Amerika genötigt.

Die Wende kam mit der Brünigbahn (1888) und der ersten Fahrstrasse (1890) von Hohfluh zur Station Meiringen: In kurzer Zeit entwickelte sich Hasliberg zum «Kurort Brünig-Hasliberg» mit Kurhäusern zuerst in Hohfluh, dann auch in andern Dörfern (1912: 600 Hotelbetten). In der Krise ab 1914 ging ein Teil der Hotels an private Institutionen über; es entstanden ein Müttererholungsheim im Schweizerhof (heute Kurhaus und Rehabilitationsklinik), ein Ferien- und Schulungszentrum der Evangelisch-methodistischen Kirche im Viktoria in Reuti, und die Schweizerische Glaubensmission erwarb das Bellevue in Hohfluh. 1946 liess sich das international bekannte Internat Ecole d'Humanité in Goldern nieder.

Nach 1950 begann der Ausbau zum «Ferien- und Erholungsgebiet Hasliberg». Neben der Hotellerie florierte jetzt auch eine umfangreiche Parahotellerie (Ferien- und Zweitwohnungen); vom Chaletbau profitierte das einheimische Baugewerbe. Mit den Bergbahnen (Käserstatt-Bahnen 1960, Meiringen-Hasliberg-Planplatten-Bahnen 1973) kam neben dem Sommer- auch der Wintertourismus auf. Die guten Steuereinnahmen aus dem Fremdenverkehr, der bis heute das wirtschaftliche Rückgrat der Gemeinde darstellt, ermöglichten den parallelen Ausbau der kommunalen Infrastruktur (u.a. Gemeindehaus, Kongresssaal, Schulhäuser der Schulkreise Hohfluh, Goldern und Reuti, Feuerwehr, Kanalisation, Strassenbau). Der neue Verdienst führte zum Wandel in der Landwirtschaft. Nur mehr wenige Bauernhöfe betreiben heute im Sommer nach alter Tradition Alpkäserei pro Senntum unter einem Alpvogt auf den durch Strassen erschlossenen Alpen (Balis-, Mägisalp, Gummen, Baumgarten u.a.). Der Hasliberg war im 19. Jahrhundert für seine Schwingfeste bekannt und ist es heute durch seine Schwinger.

Quellen und Literatur

  • G. Kurz, C. Lerch, Gesch. der Landschaft Hasli, bearbeitet von A. Würgler, 1979
  • E. Nägeli, Hasliberg, 1982
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Anne-Marie Dubler: "Hasliberg", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 28.11.2007. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000469/2007-11-28/, konsultiert am 28.03.2024.