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Giswil

Politische Gemeinde des Kantons Obwalden. Giswil liegt am südlichen Ende des Sarnersees und umfasst die Fraktionen Grossteil, Kleinteil, Rudenz und Diechtersmatt. Vorwiegend Einzelhofgebiet mit Weilern. 11. Jahrhundert Kisevilare. 1744 1040 Einwohner; 1850 1610; 1900 1711; 1950 2642; 1990 3085; 2000 3435.

Giswil war wohl seit dem 9. Jahrhundert ein murbachischer Meierhof mit Richtstätte auf dem Galgenmätteli im Kleinteil in der Nähe der Burg Rosenberg, dem Sitz der klösterlichen Verwalter. Im 13. Jahrhundert konnten die Freiherren von Wolhusen Meieramt und Vogteigewalt vereinen. 1291 verkaufte Murbach den Hof an Habsburg. Über die Herren von Rudenz, deren Burg als Ruine noch sichtbar ist, kam das Meieramt im 14. Jahrhundert an die Hunwil, deren Sitz am Ort der heutigen Pfarrkirche stand. Als 1362 Georg von Hunwil Landammann von Obwalden wurde, waren Hofrecht und Blutgericht wieder vereint und gelangten nach der Vertreibung der Hunwil aus Obwalden (1382) an die Kirchgenossen. 1432 mussten diese das Blutgericht an den Landammann von Obwalden abtreten. 1453 Loskauf der letzten Hofrechte. Die ehemalige Pfarrkirche Giswil, 1275 erstmals erwähnt, aber sicher älter, ist dem heiligen Laurentius geweiht. Bis zu ihrer Überschwemmung 1629 stand sie im heutigen Schuttgebiet der Laui im Kleinteil und wurde danach auf den Hügel zwischen Aaried und Schiebenried verlegt. Das gleiche Jahr sah eine Pestepidemie und Hexenprozesse. Die 1607 erbaute Kapelle im Grossteil ist dem heiligen Antonius dem Einsiedler geweiht. 1844-1847 wurde sie ersetzt. 1757 erhielt Grossteil eine Kaplanei, 1971 eine Pfarrei. 1684 wurde die Kapelle im Kleinteil (Patrozinium: heiliger Antonius von Padua) geweiht. Die kommunalen Geschäfte nahmen die Kirchgenossen wahr, welche schon früh den beiden Teilsamen Grossteil und Kleinteil zugehörten. Ungeachtet der Bildung der politischen Gemeinde im 19. Jahrhundert haben Beisassen in der Alp- und Allmendnutzung bis heute mindere Rechte. Der Ackerbau wurde ab dem Spätmittelalter von der Viehwirtschaft verdrängt. Obwohl die Gemeinde um 1860 mit der Brünigstrasse, 1888 mit der Bahn erschlossen wurde, liess sich kaum Industrie nieder. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wanderten zahlreiche Familien aus wirtschaftlichen Gründen nach Brasilien und den USA aus. Lange Zeit kämpfte Giswil gegen Wildbäche. Die Laui verwüstete wiederholt grosse Teile des Talbodens, letztmals 1926. Seit 1897 werden die Bäche verbaut (Wuhrgenossenschaft seit 1909). Der Rudenzersee (heute Aaried) wurde 1762 abgegraben und 1850 trockengelegt. Die andern Riedgebiete wurden während des Zweiten Weltkrieges fruchtbar gemacht. 2000 war noch rund ein Sechstel im 1., ein Drittel im 2. und etwas weniger als die Hälfte im 3. Sektor tätig. Giswil beherbergt die Kantonale Landwirtschaftliche Schule und die Kantonale Bäuerinnenschule.

Quellen und Literatur

  • O. Hess, Das Aaried zu Rudenz in Giswil, o.J.
  • Kdm Unterwalden 21971, 306-332
  • P. Hugger, M. Gschwend, «Die Alpen von Giswil OW», in Basler Geogr. H. 10, 1975
  • U. Abächerli, Jubiläumsschr. zum 350jährigen Bestehen der Pfarrkirche Giswil, 1635-1935, 1985
Weblinks
Normdateien
GND

Zitiervorschlag

Urs Abächerli: "Giswil", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 19.12.2006. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000742/2006-12-19/, konsultiert am 13.04.2024.